Rezension

Spannender historischer Roman

Der Chronist des Pilgers. Historischer Roman -

Der Chronist des Pilgers. Historischer Roman
von Dirk Schillings

Bewertet mit 5 Sternen

...“Wann lernst du endlich, dass das Ding zwischen deinen Beinen nicht zum Denken da ist?“ Der Herzog erwartete glücklicherweise keine Antwort...“

 

Arnold von Harff, Ritter des Herzogs von Jülich, hat nach einer Tändelei mit dessen Schwester Jan van Issum schwer verletzt. Der Herzog ist nicht amüsiert. Trotzdem kommt Arnold mit einem blauen Auge davon. Statt im Kerker zu landen, wird er auf Pilgerfahrt geschickt.

Der Autor hat einen fesselnde historischen Roman geschrieben. Dem Geschehen liegt eine realer Reisebericht zugrunde. Der Schriftstil lässt sich flott lesen. Der Autor verzichtet weitgehend auf historische Begriffe und nutzt die heutigen Sprachmöglichkeiten.

Wir schreiben das Jahr 1496. Arnold sucht einen Begleiter für seine Reise. Doch seine Jugendfreunde haben mittlerweile andere Interessen. Dann aber liest Arnold der geflohenen und verletzten Novizen Christian am Straßenrand auf. Er lässt ihn in seinem Haus gesund pflegen und nimmt ihn als Chronist mit auf die Reise.

Das Buch ermöglicht mir einen beeindruckenden Blick in die Zeitverhältnisse. Mit Arnold und Christian gelange ich unter anderen über Venedig nach Kairo, Jerusalem und Konstantinopel zurück nach Köln. Orte und Landschaften werden sehr detailliert beschrieben.

 

„...Sie folgten den Lauf des Inn flussaufwärts und übernachteten in Herbergen, die in regelmäßigen Abständen an der Strecke lagen. Hinter Nauders verengte sich das Tal des Inn so sehr, dass der Weg über dem Wasser am Hang der steilen Berghänge entlanglief...“

 

Das Buch verfügt über eine innere und eine äußere Spannung. Die innere ergibt sich aus den Gefahren der Reise und den komplexen Beziehungen der handelnden Personen. Die äußere wird getragen durch die Rachegedanken des Jan van Issum, der alles tut, um Arnold habhaft zu werden. Natürlich erhöht der Schriftstil durch kurze Kapitel und schnell wechselnde Handlungsort außerdem den Spannungsbogen.

Herzog Wilhelm erweist sich als vorausschauender Herrscher.

 

„...Bessere Waffen machen Ritter überflüssig. Die Händler werden die Macht übernehmen und die welt verändern, nicht die Adligen und die Ritter. Wer die Rohstoffe unter seine Kontrolle bringt, der wird in Zuunft Macht und Geld haben...“

 

Mit der Pilgerreise an Arnold verbindet er einen Auftrag. Einerseits geht es darum, einen Überblick über die Kirchen auf den Weg und deren Heilige zu erstellen, andererseits gilt es nebenbei nützliche Informationen zu sammeln. Dabei interessiert sich Arnold vor allem für den Gewürzhandel, während Christian nach Steinen Ausschau hält, mit denen sich verschiedene Farben herstellen lassen. Seltene Tiere und Pflanzen werden gezeichnet. Die Aufzeichnungen werden in gewissen Abständen nach Köln geschickt.

 

„...Wenn die Gewürze nicht richtig getrocknet wurden oder zu lange in der Sonne lagen oder beim Transport wieder feucht geworden sind und nochmal getrocknet wurden, dann schmeckt und riecht man das. Natürlich muss man viel Erfahrung haben und einen feinen Geruchs- und Geschmackssinn...“

 

Mit der Zeit vergrößert sich die Reisegruppe. Auch wird deutlich, wie sich die Protagonisten verändern und reifer werden.

Ab und an wechselt die Geschichte nach Köln. Dort sind ebenfalls Veränderungen an der Tagesordnung. Das soll aber hier nicht thematisiert werden.

Ein Personenverzeichnis, eine Zeittafel und ein Nachwort schließen das Buch ab.

Der Roman hat mir ausgezeichnet gefallen. Das liegt nicht nur an der spannenden Handlung, sondern auch an den vielfältigen Informationen, die gekonnt ins Geschehen eingeflossen sind und ein Bild des Lebens in der Vergangenheit zeichnen.