Rezension

Spannender historischer Roman

Das Erbe derer von Thurn und Taxis -

Das Erbe derer von Thurn und Taxis
von Johanna Wild

Bewertet mit 5 Sternen

„...Längst hatten die von Taxis erkannt, was ein Nachrichtendienst wert war. Schon seit mehr als hundert Jahren stand die Familie in habsburgischen Dienst...“

 

Doch nun gibt es Streit. Lamoral von Taxis` Freundinnen werden immer jünger. Er braucht Geld. Deshalb fürchtet Leonhard um sein Erbe.

Die Autorin hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Der Schriftstil ist ausgefeilt.

Wir schreiben das Jahr 1623. In weiten Teilen Europas wütet der Krieg. Brüssel, der Sitz derer von Taxis, ist bisher davon verschont geblieben.

Im Hause Taxis erweist sich Gräfin Alexandrine, die Ehefrau von Leonhard, als zielstrebig und selbstbewusst. Sie hat auch dafür gesorgt, dass sie im Falle des Ablebens ihres Ehemanns als Generalpostmeisterin eingesetzt werden kann.

In Mainz treffen Silas, der Ziehsohn des Oberstallmeisters des Erzbischofs, und Alexandrine erstmals aufeinander. Beide verbindet die Liebe zu Pferden. Silas hat viel von Viktor von Eisenberg gelernt, der einen sanften Umgang mit Pferden bevorzugt.

 

„...Wir sollten die Anmut des jungen Pferdes bewahren, denn sie ist wie der Blütenduft, der, einmal entschwunden, nie wiederkehrt...“

 

Silas und Alexandrine können nicht verleugnen, dass sis die Anziehung zwischen sich spüren. Beide aber wahren Anstand und Abstand. Gekonnt werden die Kriegsereignisse in die Handlung integriert. Als Leser erfahre ich, was in der Welt geschieht, weil in den Gasthäusern die neuesten Nachrichten aus den Zeitungen vorgelesen werden.

Nach dem frühen Tod wird Alexandrine die Aufgabe als Generalpostmeisterin bis zur Volljährigkeit ihres Sohnes übertragen. Daran ist allerdings die Bedingung geknüpft, dass sie nicht heiraten darf.

Sowohl in Alexandrines Kreisen als auch am Mainzer Hofe werden die aktuellen Ereignisse diskutiert. Silas resümiert.

 

„...Der Schwedenkönig hat genügend Verbündete hier im Land, und zudem unterstützt ihn Frankreich. Mich kann niemand mehr glauben machen, es gehe in diesem Krieg nur um die wahre Religion...“

 

Silas verdingt sich als Postreiter. Dadurch kommt er dem Kriegsgeschehen immer näher. Die Postwege sind nicht mehr sicher. Der Krieg erzwingt weite Umwege. Alexandrine nimmt das Geschäft ernst. Sie reitet selbst durch das Land und kontrolliert die Poststationen. Bei Misswirtschaft ist sie unerbittlich. Außerdem sorgt sie für die Bildung ihrer beiden Kinder und bereitet den Sohn auf die Zukunft als Generalerbpostmeister vor. Das Familienleben wirkt angenehm, auch wenn Alexandrine in ihren Forderungen konsequent ist.Ab und an blitzt ihr feiner Humor auf.

 

„...Ihr seid ein Sturschädel und benehmt euch wie ein Hundewelpe, dem sein Knöchlein weggenommen werden soll...“

 

Die Grausamkeiten des Krieges werden an verschiedenen Stellen angedeutet, ohne dass die Autorin in die Tiefe geht. Das gefällt mir. Es genügt, um zu erkennen, was der Krieg aus Menschen macht.

Hilde, Silas` Schwester, der der Krieg fast alles genommen hat, zieht die richtigen Schlussfolgerungen.

 

„...Abertausende hat der Sensenmann geholt. Wofür mussten sie sterben? Für den richtigen Glauben? Gibt es diesen denn? Nein, gestorben sind sie für machthungrige Männer...“

 

Ein Nachwort, ein Zeitstrahl und eine Karte der Zeit ergänzen die Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Gekonnt werden hier die Kriegsereignisse mit konkreten Schicksalen verknüpft,