Rezension

Spannender Thriller mit Glaubensfragen kombiniert

Deep Dream - Rüdiger Marmulla

Deep Dream
von Rüdiger Marmulla

Bewertet mit 4 Sternen

„...Er ist in einem Deep Dream. Er träumt, dass er wach ist...“

 

Wir befinden uns im Jahre 2043. In der Nähe von San Francisco gibt es auf Biophysical Island einen Patienten, über den der behandelnde Arzt den obigen Satz sagt.

Wie kam es dazu? Die Firma stellt neuronale Implantate da. Dem Patienten wurde eines ins Gehirn eingepflanzt, dass seine Fähigkeiten als Chirurg verbessern soll. Doch die Operation hatte unerwartete Nebenwirkungen.

Auch Laura und John leben in San Francisco. John ist eigentlich Ingenieur bei Biophysical Implants. Er bekommt das Angebot, sich ebenfalls diesen Chip einsetzen zu lassen – und sagt zu. Obwohl er darüber schweigen soll, informiert er Laura. Sie ist dagegen. Sie hat Angst.

Der Autor hat einen fesselnden Thriller geschrieben. Ich darf die Handlung einmal aus der Sicht von John, einmal aus der von Laura kennenlernen. Für einige Kapitel gibt es auch einen neutralen Erzähler.

Der Schriftstil lässt sich flott lesen.

Meine ersten Ausführungen zeigen nur einen Teil des Geschehens. Laura wendet sich in ihrer Not an Pastor Tim. Damit erhalten Glaubensfragen einen hohen Stellenwert in der Handlung.

 

„...Ich bin kein Arzt. […] Aber so viel ist sicher: jede Operation ist ein Eingriff in den Körper, der auch die Psyche und den Geist verändern kann...“

 

Hinzu kommt, dass Laura über mehrere Tage einen Traum hatte, der sich jedes Mal weiter entwickelte. Der Pastor findet dazu eine passende Bibelstelle.

Gekonnt wird herausgearbeitet, wie beruflicher Ehrgeiz sämtliche ethische Werte ausklammert. Menschen werden zu Versuchstieren. Der Projektleiter belügt außerdem seinen Vorgesetzten. Allerdings nehme ich dem trotzdem nicht ab, dass er wirklich so ahnungslos war, wie er später behauptet. Immerhin stand er am Krankenbett des Operierten. Hier hätte er sich Fragen stellen müssen.

Diese wechselseitige Betrachtung am Anfang macht klar, dass Laura und John den jeweils anderen falsch einschätzen. John glaubt zu Beginn, dass Laura das Projekt beeindruckt hat. Sie fühlt sich übergangen. Es ist spannend zu lesen, wie sich das Verhältnis im Laufe der Zeit ändert.

Auch im Bereich des Glaubens zeichnet der Autor ein differenziertes Bild. Pastor Tim lebt seinen Glauben, ist trotzdem weltoffen und einfallsreich. Auffallend ist sein feiner Humor:

 

„...Der Gottesdienst ist doch kein Supermarkt, wo wir uns aus dem Wohlstand heraus schöne Worte in den Einkaufswagen packen...“

 

Pastor Wayne dagegen reagiert verschnupft, wenn es nicht ganz so läuft, wie er gedacht hat. Dafür kann er exzellente Predigten halten. Aber stimmt sein Handeln immer damit überein?

Eines ist in der Geschichte spürbar. Wenn es um medizinische Fragen geht, weiß der Autor, wovon er spricht. Nachdenkenswert finde ich das folgende Zitat:

 

„...Intelligent ist, was dem Leben dient. Dem eigenen und dem der anderen...“

 

Angesprochen werden auch das Thema Vergebung. Hinzu kommt, dass die Welt im Jahre 2043 in den USA nicht die ist, die wir heute kennen.

Das Buch hat mir sehr gut gefallen.