Rezension

Spannendes Buch mit Sogwirkung, aber auch massivem Logikfehler und fehlendem Wow-Effekt!

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit? -

Truth - Bist du bereit für die Wahrheit?
von Margje Woodrow

Bewertet mit 3.5 Sternen

Mich hat der Klappentext von „Truth“ auf Anhieb angesprochen, da ich Mutproben in Büchern generell spannend finde – und wenn es sich dann auch noch um einen Thriller handelt, bin ich ganz besonders neugierig. Insgesamt hat mir das Buch auch ganz gut gefallen, wenn auch das gewisse Etwas und der Wow-Effekt gefehlt haben.

 

Margje Woodrows Roman liest sich ratzfatz weg, weil er einerseits nicht so viele Seiten hat und andererseits einen sehr flüssigen Schreibstil aufweist, durch den man – auch wegen der Sogwirkung – nur so durch die Zeilen fliegt. Das Buch ist ein Jugendbuch und aus der Sicht einer Schülerin geschrieben, was ich allein aufgrund des Klappentextes nicht erwartet hätte.

 

Die Grundidee der Geschichte ist spannend und gut umgesetzt. Man saugt sich beim Lesen an den Seiten fest, weil man wissen möchte, was passiert ist und wohin diese ganzen Mutproben Juul führen werden, und man fühlt und fiebert mit der Protagonistin mit, die nicht nur um ihren verunglückten Bruder Milan trauert, sondern sich auch mit ihren Eltern auseinandersetzen muss: Beide leiden verständlicherweise stark unter dem Verlust ihres Kindes und sind entweder sehr labil und am Boden zerstört (ihre Mutter) oder blocken partout alles ab, was mit Milan zu tun hat (ihr Vater). So kann sie sich auch nicht an diese wenden, als sie jemand zu diesen Mutproben herausfordert. Hier ist es der Autorin besonders gut gelungen, Juuls Frust und ihre Verzweiflung auf den Leser übergehen zu lassen.

 

Weniger gut gefallen haben mir dagegen folgende zwei Dinge:

1) In dem Buch gibt es meiner Meinung nach einen ziemlich großen Logikfehler, und zwar, ohne zu spoilern, die Szene in der Leichenhalle. Stichwort: Laufende Kamera.
 Das hat mich beim Lesen echt sehr gestört, weil ich noch Seiten später darüber nachgedacht habe, während es im Buch aber überhaupt nicht mehr adressiert wurde.

2) Die Täterauflösung war mir zu … vorhersehbar. Das liegt schon an der Einführung gewisser Personen und den zu wenigen bzw. nur halbherzig gelegten falschen Fährten, die den Täter dann doch immer mehr erahnen lassen. Die Auflösung war leider keine große Überraschung und bot keinen Wow-Effekt, auch wenn die Grundidee samt ihren Hintergründen wirklich gut ist! Im Rückblick finde ich auch die Hinweise, die man zum gegebenen Zeitpunkt natürlich noch nicht versteht (aber vielleicht durchaus verdächtig findet – daher: vorhersehbar?), gut in die Geschichte eingewoben.

 

Spannend ist das Buch auf jeden Fall, vor allem zum Ende hin, als die Hintergründe aufgelöst werden und die Wahrheit ans Licht kommt. Nicht ganz so gut hat mir aber tatsächlich das unmittelbare Ende gefallen, denn das wurde mir etwas zu abrupt und unspektakulär abgehandelt. Der letzte Satz lautet: „Aber uns wird es noch lange im Kopf herumgehen.“, was für mich das ganze Geschehen irgendwie herunterspielt und dem Ausmaß nicht gerecht wird.

 

Fazit

Alles in allem ein gutes, spannendes Buch mit Sogwirkung und gelungener Grundidee, bei dem aber leider der Wow-Effekt fehlt und das auch mit einem doch schon recht massiven Logikfehler daherkommt, der mich echt gestört hat. Von mir gibt es also 3,5 Sterne!