Rezension

Spannendes Jugendbuch

Die Nacht der gefangenen Träume - Antonia Michaelis

Die Nacht der gefangenen Träume
von Antonia Michaelis

„Der nächste Morgen blinzelte durch die zerborstenen Fenster herein, als müsste auch das Licht vorsichtig über die scharfen Scherben steigen, um sich nicht zu verletzen.“

Inhalt:

Frederic und sein Vater Hendrik verstehen sich gut, denn sie reden nicht miteinander. Das stört sie nicht, denn so bleibt vieles unausgesprochen, das vielleicht unangenehm werden könnte. Frederics Mutter ist vor 8 Jahren bei einem Autounfall gestorben.

Auf Frederics neuer Schule St. Isaac stimmt etwas nicht. Seine Mitschüler sind alle zu brav, reden ihren Lehrern nach dem Mund und scheinen überhaupt keine eigene Meinung, keine eigenen Ideen zu haben. Nur Änna, ein Mädchen aus Frederics Klasse, reiht sich nicht in die Kette der Musterschüler ein. Sie ist anders als die anderen, schüchtern und ängstlich – und schleppt eine Menge Probleme mit sich herum.

Und dann ist da noch „HD“ (Herr Direktor) Bork Bruhns, dessen Schatten immer etwas dunkler ist als alle anderen. Dieser kommt Frederic geradezu unheimlich vor, genauso wie das leer stehende Abrisshaus direkt hinter der Schule, in dem es spuken soll…

Erst als eine zufällige Begegnung im Keller Frederic zum „Sehen“ bringt, beginnt er, die Zusammenhänge zu erkennen, bei denen nicht nur die meisten Lehrer, sondern auch seine Mitschüler unter einer Decke stecken. Was Frederic zu „sehen“ kriegt ist so phantastisch, das er mit niemandem darüber reden will, doch als Änna in Gefahr kommt und noch viel mehr auf dem Spiel steht, muss er handeln.

Meine Meinung:

Ein vom Umschlag her schon direkt einladendes Buch, das Cover hat mich sofort angezogen.

Die frische, bilderreiche Sprache, der Wortwitz, dieses Spezielle hat mich gleich begeistert, es ist mein erstes Buch von Antonia Michaelis und ich werde sicher noch weitere lesen.

Die Charaktere sind besonders, die Handlung spannend, obwohl ich mir manchmal gewünscht hätte, dass Frederic etwas logischer und rascher handelt – aber er ist Teenager, da ist einiges erlaubt ;)

Die Beziehung zwischen seinem Vater Hendrik und ihm finde ich sehr gelungen dargestellt und außergewöhnlich, ebenso die Nebenfiguren der alten Frau und Lisa. Und natürlich Änna – sie mochte ich sehr gerne und fand, sie ist fast ein bisschen zu kurz gekommen.

Die Hintergründe zu HD Bruhns Plan sind eine schöne Botschaft und eine Warnung zugleich. Unsere Ideen und Träume zu bewahren, um sich von der Masse abzuheben, um eine eigenständige, sich entwickelnde Persönlichkeit zu werden, gehört zur urtümlichsten Natur unserer Persönlichkeit. Die Freiheit unserer Gedanken, die Freiheit uns zu entfalten, sind die wichtigsten Bestandteile unserer Erziehung, unseres Lebens und sollten weder eingeschränkt noch beurteilt werden.

Fazit:

Ein spannendes, phantasievolles Buch mit eindrucksvoller Erzählsprache, das auch zum Nachdenken anregt.

© Aleshanee