Rezension

Spannendes und amüsantes Krimidebüt

Katz und Mord - Mareike Albracht

Katz und Mord
von Mareike Albracht

Bewertet mit 4.5 Sternen

Katz und Mord heißt dieser Krimi, beides spielt eine Rolle, aber trotzdem führt der Titel in die Irre. Man könnte einen Regionalkrimi mit viel Humor und Slapstick vermuten, mehr Witz als Spannung. Aber das ist falsch.
 Bontkirchen im Sauerland, ein kleines Nest, Landwirte, Jäger, viele Ältere und nur wenig Touristen. Dorthin wird Thorsten Seidel zu einem Mord gerufen. Das scheint mehr als seltsam, erst kürzlich hat er zusammen mit seiner Kollegin Anne Kirsch dort bei einem ungeklärten Todesfall ermittelt. Damals starb eine alte Dame an einer Pilzvergiftung, obwohl sie als ganz erfahrene Pilzsammlerin galt. Aber es gab kaum Spuren, deshalb erkannte die Staatsanwaltschaft auf einen Unglücksfall ohne Fremdverschulden. Ist das wirklich nur ein Zufall oder hat man etwas übersehen?
 Anne Kirsch lässt das keine Ruhe und da sie im Augenblick in einen emotionalen Tief steckt, da ihr Freund sie kurz vor dem ersehnten Urlaub betrogen und dann verlassen hat, sie außerdem noch durch einen Joggingunfall dienstunfähig ist, schiesst sie alle Ratschläge in den Wind und quartiert sich als Touristin in Bontkirchen ein. Bei einer reizenden alten Dame, Thea von Linde, findet sie ein Pensionszimmer und eine gesprächige Gastgeberin.
 Der Ermordete, Jürgen Gruber, war alles andere als ein beliebter Zeitgenosse, er scheute vor keinem Nachbarschaftsstreit und zeigte jeden unerbittlich an, der irgendeine Regel übertrat. Damit macht man sich keine Freunde, vor allem nicht in einer kleinen Dorfgemeinschaft, wo man sich seit Generationen kennt und auch zusammenhält. Besonders die Jägerschaft, schon genug gebeutelt von den neuen Jagdgesetzen, hatte ihn „auf dem Kieker“. Es gibt viele Spuren, denen Thorsten Seidel ganz offiziell und Anne Kirsch zu Thorsten Ärger, undercover folgt.
 Auch der Innendienst der Kriminalpolizei mit dem Druck durch den karrierebewußten Staatsanwalt und dem wenig loyal agierenden Vorgesetzten ist gut beschrieben und passt in die Handlung.

Die einzelnen Handlungsstränge sind sehr spannend aufgebaut und man ist auf die Verknüpfung und Auflösung sehr gespannt. Die Protagonisten sind lebensecht gezeichnet, da hat die Autorin sehr genau beobachtet. Es fehlt weder an Wortwitz, noch an komischen Szenen, wie zum Beispiel die Beerdigung des Opfers, auf der Anne Kirsch in der Manier von „Schwiegertochter gesucht“ von den Landfrauen examiniert wird, aber es nimmt nicht überhand und verstellt nie den Blick auf die eigentliche Handlung. Die Dialoge gefallen mir gut, auch hier sind Realität und Witz gut abgewogen, auch die deutsche Provinz, hier das Sauerland, ist gut getroffen und mit der richtigen Portion Ironie gezeichnet.
 Im Nachwort habe ich erst erfahren, dass das der erste Roman von Mareike Albracht ist. Das hätte ich nach der Lektüre nicht gedacht, so ausgereift ist der Aufbau der Spannungsbögen und der Nebenhandlungen. Ich kann mir gut noch weitere Fälle aus dem Sauerland vorstellen.