Rezension

Spannung bis zur letzten Seite

Sturm über dem Meer
von Constanze Wilken

Bewertet mit 4.5 Sternen

In einem kleinen Dorf an der walisischen Küste hat ein Sturm eine versunkene Burganlage frei gespült. Dr. Samantha Goodwin, erhält den Auftrag diese zu untersuchen. Sie hat ihre Ferien immer in diesem Ort Namens Borth verbracht, denn Ihre Großmutter Gwen lebt dort. Aber bei ihren Untersuchungen findet sie nicht nur altes Historisches, sondern auch eine Leiche eines deutlichen jüngeren Datums. Ihre Großmutter ist sogar überzeugt davon, hierbei könne es sich um die Leiche ihres Ehemannes Arthur handeln. Dieser verschwand vor fast 60 Jahren spurlos auf dem Meer. Sam handelt sofort und stellt Nachforschungen an, aber nicht jeder in dem kleinen Fischerdorf ist davon begeistert, und so begibt sie sich selbst in Gefahr, ohne es auch nur zu ahnen.

Constanze Wilken erzählt hier ihre Geschichte in zwei Handlungssträngen. Zum einen ist sie bei Samantha Goodwin, der jungen Archäologin. Sie berichtet von deren Arbeit und ihrem Leben. Natürlich auch von der Suche nach der Identität des Toten und den dafür Verantwortlichen. Sie hat ihre Spuren dabei so gut gelegt, dass bis zum Schluss einfach nicht klar ist, wer hier welches Spiel treibt. Nicht nur Sam wird in die Irre geführt, auch für den Leser erschließt sich lange nicht, wer für was verantwortlich ist. Es hat richtig Spaß gemacht diesen Krimi zu lesen, denn ein solcher ist es.

Der zweite Erzählstrang erzählt dann von dem Leben der Großmutter. Gwen hat den 2.WK mitgemacht und vor allem auch die Nachwirkungen auf die Bevölkerung erlebt. Sie erzählt von ihrem Leben mit ihrem Mann Arthur und davon, dass dieser plötzlich verschwand und Gwen mit drei Kinder zurückblieb. Das schwere Leben in der Nachkriegszeit, vor allem in einem kleinen Dorf wie Borth, wird gut geschildert. Denn auch wenn auf den ersten Blick die Dorfgemeinschaft zusammenhält, bei näherem Hinsehen sieht man doch auch Neid und Missgunst.

Dadurch, dass die Autorin die Handlungsstränge immer wieder wechselt, entsteht eine zusätzliche Spannung, die kaum auszuhalten ist. Man muss einfach immer wieder wissen, wie es mit Gwen weitergeht, oder wie es bei Sam aussieht, was sie herausgefunden hat und wie es in ihrem Leben weitergeht. Sam forscht ja nicht nur im Watt nach den historischen Überresten die gefunden worden, oder versucht mehr über ihren Großvater herauszufinden, sie lernt hier auch neue Menschen kennen. Vor allem Max und Luke haben es ihr angetan.

Max ist ein kleiner Junge der sich sehr für ihre Arbeit interessiert und Luke ist sein Vater, dieser interessiert sich wiederum für Sam. Luke lebt in dem kleinen Fischerdorf und betreibt dort eine kleine Werft. Er steht Sam bald mit Rat und Tat zur Seite. Überhaupt sind die Protagonisten gut ausgearbeitet worden. Manche, wie eben Sam, Luke und Max sind sofort sympathisch, andere wiederum sind eher düster und nicht wirklich greifbar, sie sorgen aber auch für die nötige Spannung. Der bildhafte Erzählstil sorgt dann auch dafür, dass man sich die raue Landschaft Wales an der Küste gut vorstellen kann. Es fröstelt einen schon mal, wenn Sam so im Watt unterwegs ist.

Das Cover stimmt gleich in die Geschichte ein. Abgebildet ist die Küste von Wales, zwar ein etwas düsteres Bild aber hier ist ja auch von einem Sturm die Rede. Gleich zu Beginn gibt es eine kleine Karte der Gegend, in der die Geschichte angesiedelt ist, so findet man sich beim Lesen schnell zurecht. Der Roman selbst beginnt zur Einstimmung mit der Legende von dem versunkenen Königreich Cantre`r Gwaelod. Spannend zu lesen und gut gewählt. Die Frage bleibt also nur, sind die gefundenen Überreste vielleicht wirklich die Überreste dieses Königreiches? Und was geschah in Borth wirklich vor 60 Jahren? Eben Spannung bis zur letzten gelesenen Seite. Am Ende klärt noch ein Nachwort Fiktion und Wahrheit und beschließt diese wunderbare Geschichte.