Rezension

Spannung Pur!

Rachekarte -

Rachekarte
von Juna Kristensen

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Gruppe von Außenseitern beschließt, dass es an der Zeit ist, sich an ihren Mobbern zu rächen. Dafür entwickeln sie ein Spiel: jeder erhält eine Karte und der, der die Rachekarte zieht, darf jemanden bestrafen. Es beginnt harmlos, doch die Gruppe geriet immer tiefer hinein in einen Strudel aus Lügen und Intrigen. Was ursprünglich als Bestrafung der anderen gedacht war, führt zu Rache innerhalb der Gruppe. Bis Eine von ihnen stirbt.

Zehn Jahre später bringt das Schicksal sie wieder zusammen – denn eine von ihnen ist in Gefahr. Sie müssen das Spiel erneut spielen, um ihre alte Freundin zu retten.

Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen: der Vergangenheit, einige Monate vor den Abiturprüfungen der Gruppe und in der Gegenwart, zehn Jahre später. Beide Zeitebenen wechseln sich kapitelweise ab, sodass die Spannung noch erhöht wird. Nur langsam wird aufgedeckt, was in der Vergangenheit passiert ist und welche Traumata die Figuren mit sich durchs Leben tragen. Gleichzeitig kann man dadurch beim Lesen mitraten,  was wohl vorgefallen ist und wer hinter den neuesten Taten steckt. Dennoch warten in jedem Kapitel neue Enthüllungen, die ein neues Bild ergeben und den Verdacht auf eine andere Figur lenken und die Auflösung wird erst am Ende klar, sodass es bis zum letzten Kapitel spannend bleibt.

Die einzelnen Figuren sind gut ausgearbeitet und haben alle ihre eigenen Macken, wenn auch manche leider eher Stereotyp sind (beispielsweise die Streberin Rachida, die natürlich mehr oder minder freiwillig Medizin studieren will und deswegen die ganze Zeit am Pauken ist). Andere besitzen dafür mehr Tiefgang, wie Jeremias und die im Mittelpunkt stehende Svea. Insbesondere Jeremias ist eine zutiefst faszinierende Figur. Die volle Tragweite seines Charakters wird bis zum Epilog häppchenweise bekannt wird. Für mich persönlich war das noch interessanter als herauszufinden, was in der Vergangenheit passiert ist und wer die Gruppe dazu zwingt, das Spiel erneut zu spielen. Interessant hierbei ist, dass Juna Kristensen selbst Psychologie studiert hat und mit diesem Wissen den Figuren einen realistischen Tiefgang verliehen hat.

Das Handeln der Figuren wird durch viele Details zumindest halbwegs nachvollziehbar, so verwerflich es an vielen Stellen ist. Dadurch bleibt die Handlung für einen Thriller auch relativ realistisch – wenn auch „krass“ wohl das richtige Wort wäre, um die vielen Ereignisse zu beschreiben.

Das Konzept des Spiels ist eine interessante Idee. Mit den Verstrickungen der Gruppe und den vielen Geheimnissen, die gelüftet werden, wurde das Rad zwar nicht neu erfunden, ein altbekanntes Konzept aber spannend neu aufgerollt und auch wenn man einige Bücher mit einer ähnlichen Grundidee gelesen hat, bleibt die Geschichte interessant.

Für mich ein gelungener Thriller, der Altbekanntes mit neuen Ideen vermischt hat und einen beim Lesen dadurch überrascht, aber nicht überfordert. Ich hoffe auf weitere Bücher aus der Feder von Juna Kristensen.