Rezension

Speziell und genial

Dichterliebe - Petra Morsbach

Dichterliebe
von Petra Morsbach

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch ist höchst speziell und höchst genial. Ich habe lange nicht mehr so viel gelacht, obwohl tatsächlich kaum etwas passiert.

Henry Steiger war ein angesehener Dichter in der DDR. Nach der Wende ist seine Kunst nicht mehr gefragt. Zum Glück hat sein Freund Gabriel Geld und Kunstverstand und lässt ihn in seiner Künstlerkolonie wohnen.

„Aber auch mich ernährte die Kunst, meine Gedichtbände hatten Auflagen von fünftausend Stück. Im Westen wäre das undenkbar, hier gibt es mehr Lyrikschreiber als -leser. Auf einmal sind wir lächerliche Figuren. Kein Wunder, dass unsere Frauen uns verlassen hatten.“

Dort treffen die unterschiedlichsten Genies aufeinander, aber auch die Nachwuchsschriftstellerin Sidonie ist auch dort gelandet und erhofft sich Unterstützung.

Petra Morsbach hat die Ironie erfunden und beobachtet genau. Unfassbar komisch lesen sich Henrys Betrachtungen.

„Ach, was soll schon gewesen sein. Ich habe mich geduckt, um dichten zu dürfen, und begann unwillkürlich, über das Ducken zu dichten. Ich wollte demonstrieren, wie man dichtend sich wegduckt, und habe, indem ich das Ducken verdichtete, mich selbst weggedichtet"

Henry erzählt von seiner Situation damals und auch jetzt, vom Künstlerleben und der DDR, den Wessis und seinen sparsamen Restaufträgen.

Man amüsiert sich großartig und ist zutiefst beeindruckt von diesem Erzählstil, der spitzfindig, frech und treffend die Dinge auf den Punkt bringt. Aber irgendwann wünscht man sich dann doch eine Spur mehr Handlung, nur eine Winzigkeit.

Dieses Buch ist besonders, ein großer Spaß und eine Herausforderung. Es macht Spaß, aber es zwickt auch ein wenig.

Kommentare

wandagreen kommentierte am 09. Februar 2020 um 08:08

Ein bisschen Handlung .... ja, ich kann dich verstehen!