Rezension

Spiel mit dem Feuer

Feuer
von Maria Pourchet

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Roman, der unter anderem für den Prix Goncourt nominiert und in Frankreich ein Bestseller war, macht neugierig. Das Thema Ehebruch mag banal erscheinen, doch Maria Pourchet bringt eine ganz individuelle Note ein. Zum einen schreibt sie in der zweiten Person, so dass man sich direkt angesprochen fühlt und sofort in das unheilvolle Geschehen hineingezogen wird. Zum anderen schreibt sie schonungslos direkt, scharfzüngig, zuweilen sarkastisch. 

Ich habe mir immer vorgestellt, dass in einer Amour Fou beide Seiten mit gleicher Intensität hineinschlittern, doch hier ist es anders. Erzählt wird abwechselnd aus der Perspektive von Laure, einer verheirateten Uni-Dozentin, und dem alleinstehenden Investmentbanker Clément, so dass das Ungleichgewicht immer deutlicher wird. Während sich Laure mit Haut und Haaren ihrer Begierde hingibt, zu allem bereit ist und ihre Familie und Kollegen belügt und betrügt, ist Clément der Zögernde, der Skrupel hat, Grenzen setzt, immer wieder einen Rückzieher macht und andere in sein Geheimnis einweiht. 

So assoziiere ich den gut gewählten Titel vor allem mit der weiblichen Hauptfigur, die durch ihre Besessenheit und Fixierung auf Clément einen Flächenbrand auslöst. Zum Glück stürzt sich ja nicht jeder, der in einer Krise steckt, gleich in eine Liebesaffäre, doch die Leere, die sich in einem festgefahrenen Leben auftut, und der Wunsch, sich wieder lebendig zu fühlen, beschreibt Maria Pourchet so eindringlich und fesselnd, dass sie sich gut nachvollziehen lassen.