Rezension

Starke, besondere Protagonistinnen

Cosima und der Diamantenraub -

Cosima und der Diamantenraub
von Laura Noakes

Bewertet mit 5 Sternen

Cosima lebt aufgrund ihrer Behinderung mit anderen Mädchen, die ebenfalls gesundheitlich beeinträchtigt sind, im „Heim für beklagenswerte Mädchen“, denn in London 1899 herrscht die Auffassung, dass es eine Schande ist, einen behinderten Menschen in der Familie zu haben. Deshalb werden die Mädchen rund um Cosima in einem Heim weggesperrt, das mit grausamer Härte vom Geschwisterpaar Makel geführt wird, die den Kindern das Leben schwer machen, wo es nur geht. Diese jedoch rächen sich mit allerlei Unfug und Streichen an der Heimleitung und können so ihre individuellen Begabungen verfolgen und einsetzen. Als eines Tages jedoch der Entdecker Lord Francis Fitzroy auftaucht, der alle Mädchen adoptieren will, schrillen bei Cosima und ihren Freundinnen die Alarmglocken. Irgendetwas geht da nicht mit rechten Dingen zu und auch die freundliche Aggie verhält sich mehr als seltsam. Zudem möchte Cosima unbedingt mehr über ihre Herkunft erfahren, denn plötzlich ist sie ganz nah dran an ihrer Familiengeschichte.

Das Cover ist ein echter Hingucker, denn durch viele kleine Details kann man schon hier ein wenig in die Geschichte eintauchen und die Atmosphäre spüren. Mir gefallen die schwarz-weiß-Illustrationen im Inneren des Buches sehr, da Flavia Sorrentino einen tollen Zeichenstil hat und ihre Bilder die Geschichte auflockern und unterstützen.

Autorin Laura Noakes vermittelt dem Leser ein authentisches Bild des viktorianischen London, das von Armut, Ungerechtigkeit und dem harten Überlebenskampf geprägt war. Besonders gelungen ist die Beschreibung der düsteren Atmosphäre im Kinderheim, die dem Leser ein beklemmendes Gefühl und Mitleid mit den Mädchen gibt.

Die Charaktere im Buch sind liebevoll ausgearbeitet und wirken lebendig durch ihre Einzigartigkeit, ihre besonderen Begabungen und ihren Mut. Allesamt werden die Mädchen unterschätzt, doch sie sind klug, erfinderisch und lassen sich von ihren Krankheiten und den harten Bedingungen im Kinderheim nicht unterkriegen. Im Mittelpunkt des Buches steht Cosima. Sie ist eine gewitzte und starke Protagonistin, die trotz ihrer Behinderung niemals aufgibt. Ihre Geschichte ist berührend und lässt den Leser mitfiebern. Trotz vieler düsterer Beschreibungen des schweren Lebens im Heim besitzt die Story aber auch eine große Portion Humor und Hoffnung.

Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und angenehm zu lesen und sie versteht es, die Spannung konstant aufrecht zu erhalten. Dazu trägt auch bei, dass es immer wieder neue Wendungen und Aspekte gibt, die einer Schnitzeljagd gleichen, wenn Cosima das Geheimnis ihrer Herkunft, die wahre Identität der freundlichen Aggie und gleichzeitig die echten Beweggründe von Lord Francis Fitzroy aufdecken möchte.

Eine tolle, packende Geschichte, die durch Spannung und interessante Charaktere überzeugen kann. Themen wie Handycap/Behinderung, Familie, Freundschaft, Zusammenhalt und Mut werden sensibel behandelt und machen das Buch zu einem spannenden Lesevergnügen ab etwa 10 Jahren.