Rezension

Starke Frau und Kriegsgeschehen

Die Unternehmerin von Amsterdam -

Die Unternehmerin von Amsterdam
von Simone van der Vlugt

Bewertet mit 4 Sternen

Wir schreiben das Jahr 1892. Die junge Lydia möchte eine Käsefabrik grünen um den Traum ihres verstorbenen Vaters doch noch zu verwirklichen. Zur damaligen Zeit erlaubte man Frauen so vieles nicht und schon gar nicht ein eigenes Unternehmen zu gründen. Das stand nur Männern zu. Frauen wurden geheiratet und waren für den Haushalt und die Familie da. Nicht so Lydia die nicht heiraten will und unvermögend ist sie ja nicht. Wozu dann sich an einen Mann hängen. Der Adlige Eduard van Nijenbergh macht ihr dennoch den Hof, immerhin ist er eine der besten Partien in Amsterdam wenn es um materielle Sicherheit geht. 

Noch schreckt Lydia etwas zurück die Käsefabrik zu kaufen, stellt es doch ein großes finanzielles Risiko dar. Dann tritt Bauer Huib in ihr Leben und er, als Mann könnte die Fabrik letztendlich doch zusammen mit ihr kaufen. Der Vertrag wird aufgesetzt und beide sind zu gleichen Teilen an der Fabrik beteiligt. 

Lange Zeit wurde nichts über Lydias Liebesleben bekannt, dabei hat sie ja eine uneheliche Tochter. Wer aber ist der Vater? 

Die Geschichte wird im Zweiten Teil mehr über ihre  Tochter Nora erzählt, die mir manchmal etwas zu sehr überheblich klang. Eine Tugend welche sie von ihrer Mutter übernahm. Die ist strikt dagegen das Nora heiratet. Welches Geheimnis trug Lydia 18 Jahre mit sich rum? Dann kommt der Erste Weltkrieg und es wird dramatisch mit Bomben, Dauerbeschuss der Deutschen und Tod. Die Geschichte driftet etwas ab.

Dennoch hat die Autorin ein sehr lesenswertes Buch geschrieben. Beim Lesen hatte ich fast das Aroma von gereiftem Käse und Milch gespürt. Der Schreibstil ist ansprechend, die Artikulierung ausgezeichnet. Was mir nicht so gefiel waren die Kriegswirren, das hätte ma nicht so deutlich dokumentieren müssen. Man bekam den Eindruck, es sei ein völlig anderes Buch. Sehr überrascht war ich beim Geständnis von Ralph. 
Mein erstes Buch von Frau van der Vlugt aber ganz sicher nicht mein letztes.