Rezension

Starker Anfang, jedoch ließ die Spannung nach

Das Vermächtnis des Ratsherrn - Joël Tan

Das Vermächtnis des Ratsherrn
von Joël Tan

Bewertet mit 3 Sternen

"Hamburg, 1291: Den Schwestern Runa und Margareta war in der Vergangenheit Schreckliches widerfahren. Jetzt, an der Seite Ritter Eccards und unter gräflichem Schutz, halten Glück und Liebe wieder Einzug. Doch die ehemalige Ratsherrnfamilie ist nun zwei Herren verpflichtet, die einander hassen. Vom Wunsch nach Einigkeit geleitet, wagt einer von ihnen jedoch zu viel. Liebende sowie Eltern und Kinder werden entzweit, als weltliche und geistliche Fürsten einander bis aufs Blut bekämpfen. Erst ein Ablass, ein altes Geheimnis und ein schlechtes Gewissen sorgen dafür, dass für Runas Familie nichts mehr so sein wird, wie früher …"(Klappentext, blanvalet)

"Das Vermächtnis des Ratsherrn" ist der dritte Roman einer Geschichte, die im Mittelalter spielt. Obwohl ich die ersten beiden nicht gelesen hatte, fand ich nicht, das mir das Vorwissen sehr gefehlt hat. Vieles wurde angedeutet oder man hat sich seine eigenen Gedanken darüber gemacht. Mit Vorwissen würde man eventuell die Handlungen einiger Akteure besser verstehen.
Ich finde es sogar gut, dass nicht nocheinmal die Geschehnisse aus den Vorgängerbänden erzählt werden. Mich selbst stört dies immer, wenn ich eine Fortsetzung eines Romans lese.
Am Anfang des Romans war ich teilweise verwirrt, es gab eine Einführung in die einzelnen Erzählstränge und man konnte die Personen kennenlernen.
Auf den ersten 200 Seiten gab es nicht wirklich viele spannenden und aufregenden Szenen. Doch gerade dies hat mir an dem Buch besonders gut gefallen. Auf diesen Seiten konnte man sich das Leben im Mittelalter besser vorstellen. Danach kam mehr Spannung rein. Diese Stellen fand ich dann teilweise sehr knapp und hätte gerne noch mehr über manche Dinge erfahren.
Das Buch ist in drei Teile untergliedert, diese Teile jeweils noch einmal in Kapitel. Zwischen den Teilen ist einmal ein Zeitsprung von 8 Jahren, welchen ich eigentlich in Ordnung fände. Jedoch sind mir die Beschreibungen zu kurz, was in dieser Zeit passier ist. Über einige Dinge wird sich in dem Buch ab einem bestimmten Zeitpunkt komplett ausgeschwiegen, zum Beispiel das weitere Zusammenleben von Godeke und seiner Frau Oda. Auch das seine und Ava´s Gefühle nicht mehr erwähnt werden, finde ich schade. Dafür könnte man noch weiter Beispiele nennen.
Die Protagonisten wurden alle gut erwähnt, jedoch waren sie mir irgendwie fast alle gleichgültig. Ich habe eine Person mit Sympathie verbunden und diese ist im Verlauf verstorben.
Den Schreibstil fand ich sehr gut. Man konnte das Buch flüssig lesen. Schön hätte ich es gefunden, wenn die Stellen, die in Latein oder in einem Dialekt geschrieben wurden, auch in hochdeutsch irgendwo übersetzt worden wären, da ich weder Latein noch den Dialekt kann.
Das dritte Kapitel und vorallem die letzten ungefähr 100 Seiten waren mir sehr hektisch. Es wirkte teilweise so, dass die Autorin selbst zum Ende kommen wollte. Man wusste, was mit den Hauptpersonen am Ende passiert ist und für einen gibt es auch eine grobe Aussicht, doch irgendwie hat mich das Ende nicht vollkommen befriedigt. Es sind immer noch einige Fragen offen.
Ich habe erst in der Mitte des Buches mal nachgeschaut, was die Autorin noch für Bücher geschrieben hat. Erst da habe ich gesehen, dass es Vorgängerromane gibt. Kurz kam mir auch der Gedanke, aufzuhören und erst die anderen beiden Teile zu lesen, doch ich wollte wissen, wie das Buch nun endet. Ich war zu dem Augenblick noch vollkommen von dem Roman überzeugt. Doch je mehr es dem Ende zuging, desto nachdenklicher wurde ich. Wahrscheinlich werde ich sie mir irgendwann mal kaufen, aber nur um die Vorgeschichte zu kennen und in der Hoffnung, dass die Bücher mich mehr überzeugen können.