Rezension

Starker Nordic Noir, der zum Ende hin schwächelt

Moosgrab -

Moosgrab
von Fredrik Persson Winter

Bewertet mit 3 Sternen

Ein zwölfjähriges Mädchen wird im schwedischen Trollhättan vermisst. Dabei handelt es sich um Mira, die Tochter der erfolgreichen True Crime-Schriftstellerin Kristina Stare. Doch während Mira verschwunden bleibt, machen die Suchtrupps eine verstörende Entdeckung: An einem Baumstamm lehnt ein menschliches Skelett, das die leuchtend rote Jacke von Mira Stare trägt. Kristina und drei ihrer Schulfreunde werden von Geschehnissen eingeholt, die 25 Jahre zurückliegen und die sie alle seither mehr oder weniger erfolgreich verdrängt haben …  

Das äußerst gelungene Cover von „Moosgrab“ verspricht mit seiner bewaldeten Düsternis einen echten Nordic Noir-Thriller. Es ist nach „Der Gräber“ bereits der zweite Stand-Alone aus der Feder des schwedischen Anwalts und Autors Fredrik P. Winter. „Moosgrab“ (Originaltitel: „Olycksfåglar“) ist am 24. Januar 2023 bei der Verlagsgruppe HarperCollins Deutschland erschienen.

Gleich zu Anfang wird der Leser gepackt, indem Winter sehr atmosphärisch die verzweifelte Suche nach der kleinen Mira beschreibt und man sich selbst inmitten des feuchtkalten Waldes wähnt. Diese lichtlose, trübe Stimmung liegt über dem gesamten Roman, in dem der Autor mit messerscharfem Blick das Innenleben der vier Hauptpersonen hinter deren zum Teil schillernden Fassade seziert. Fredrik P. Winters Personal in seinem Buch wirkt sehr lebendig. Er schont seine Charaktere nicht und deckt die Brüche in ihren Lebensläufen ungeschönt auf. Insofern ist „Moosgrab“ auch ein Psychogramm von vier ehemaligen Freunden, die allesamt mit den Dämonen der Vergangenheit kämpfen. Schuld und deren (Nicht-)Bewältigung ist das zentrale Thema dieser Geschichte.

In angenehm kurzen Kapiteln deutet der Autor die Geschehnisse von einst zunächst an, bevor er sie später enthüllt. „Moosgrab“ ist ein Thriller, bei dem man als Leser gerne dranbleibt und den man nur ungern aus der Hand legt.

Doch auf den letzten hundert Seiten fängt der Roman, der so stark begonnen hat, plötzlich an zu schwächeln. Die Charaktere werden unglaubhafter und die Auflösung des Falles erscheint mir persönlich zu konstruiert, zu bemüht. Das ist schade, denn „Moosgrab“ hat sehr viel Potenzial, das leider zum Ende hin verschenkt wurde.