Rezension

Starker Tobak, der aufrüttelt

Eigentlich müssten wir tanzen
von Heinz Helle

Bewertet mit 4 Sternen

"Eigentlich müssten wir tanzen" handelt von einer Gruppe von 5 Freunden, die sich auf einer Berghütte ein Männerwochenende genehmigt hat. Als sie wieder nach Hause zurückkehren wollen, sehen sie einer verwüsteten Welt entgegen. Das Dorf ist verbrannt und die Zahl der Überlebenden gering. Die 5 setzen sich in Bewegung, denn sie müssen überleben. Doch die aussichtlose Situation bringt die fünf Männer an den Rand ihrer Sozialität.

"Eigentlich müssten wir tanzen" ist ein klassisches Beispiel für eine moderne Apokalypse. Nur arbeitet diese Erzählung mit sehr starken Bildern, die dem Leser brutal vor Augen führen, wie es um die moderne Gesellschaft bestellt ist.

Die Geschichte ist sehr episodenhaft erzählt. Die zum Teil abstößigen Handlungen/Erlebnisse werden immer wieder durch Rückblenden oder eher beschreibenden Erzählpassagen abgelöst, so dass ein wunderbarer Lesefluss entsteht und gleichzeitig diese Gefühl wie auf einen Achterbahn entsteht. Ruhe abgelöst von Ekel abgelöst von Spannung abgelöst von Entsetzen. Der vergleichsweise kurze Roman fliegt regelrecht am Leser vorbei. Sicherlich muss man durch die gewählte Erzählweise aufmerksam bleiben, denn die Einordnung auf der Zeitachse ist nicht immer mit dem ersten Satz zu erschließen, aber das will ich nicht kritiseren, da es der Geschichte durchaus was besonderes gibt.

Wie der Autor letztlich mit den Bilden arbeitet, die er wählt, um seine Gesellschaftskritik zu unterstützen, kann man sicherlich streiten. Manches war wirklich zu viel, anderes aber unbedingt notwendig, um auch wirklich diesen aufrüttelnden Effekt zu haben. Denn eins ist im Bezug auf "Eigentlich müssten wir tanzen" klar, diese apoklyptische Roman soll ein Warnruf sein. Die Menschheit ist moralisch so am Boden, dass wir nur noch wenige Schritte vom Darwinismus entfernt sind.

Da ich diese Botschaft und die Idee dahinter ebenso beobachte und daher unterstütze, fand ich diesen Roman interessant. Klar, manche Szenen sind verstörend und sicherlich zu viel des Guten (dafür auch ein Stern Abzug), aber Heinz Helle rückt ein wichtiges Thema (gerade auch im Hinblick auf die Flüchtlingskrise) in den Fokus und da ist "Eigentlich müssten wir tanzen" wirklich lesenswert!