Rezension

Steampunk at its best!

Das Königreich der Lüfte - Stephen Hunt

Das Königreich der Lüfte
von Stephen Hunt

Inhalt:
Das Königreich Jackal wird von der Vernichtung bedroht. Die Welt in der Menschen, Magier und Dampfmänner friedlich zusammenleben soll für immer zerstört werden. Molly und Oliver, zwei Waisenkinder sind jeder auf seinem Weg, dazu ausersehen dies zu verhindern. Ahnungslos stürzen sich beide in das Abenteuer, nicht wissen das sie von einem Feind verfolgt werden, der sowohl mächtig als auch höchst gefährlich ist... 

Meine Meinung: 
Ich hab glaub ich grade den ultimativen Steampunkschock  *gg* Soviel Steampunk wie in diesem Roman hab ich bisher noch nie gehabt. Da schwirrt es nur so von Luftschiffen, Dampfmännern (eine Art Roboter die aber ohne Menschenhand leben und arbeiten und sich selbst bauen können, und definitiv meine Lieblinge in diesem Roman) und andren Maschinen, davon wird einem richtig schwindelig. Zudem prasseln auch sonst sehr viele Informationen auf den Leser ein, das muss man Zwischendurch etwas entwirren, immerhin muss man ja über 700 Seiten den Überblick behalten, bei all den Verschwörern und Köchen ganz eigener Süppchen kommt man jedenfalls hin und wieder ein wenig ins Straucheln.
Jackal erinnert in sehr fernen Teilen ein wenig an das britische Empire, zu verschiedensten Zeiten ab dem 16. Jahrhundert, aber so genau erkennt man das nicht. Hier wird vieles der Fantasie des Lesers überlassen - was ja nicht unbedingt das Schlechteste ist. *gg* 

Eigentlich war es mir etwas zu Fantasy mäßig , da wurde mehr Zauberei eingesetzt als in allen drei Herr der Ringe Bänden zusammen. Ich bin wohl eher der Steampunkleser der ganz viel viktorianisch anmutende Gestalten braucht, aber irgendwie hat mich Hunt trotzdem gepackt und in seine Welt gezogen. Und das obwohl er meiner Meinung nach nicht immer gleich gut schreibt. Vor allem zu Beginn liest sich das ganze eher wie ein Jugendroman, Molly ist irgendwie das typische Teenieromanmädel das alles schafft, alles kann und sowieso alles immer besser weiß. Oliver dagegen ist da schon ganz anders und auch die Figur die mir besser gefallen hat. Er ist vielschichtiger aufgebaut und ihm fällt zum Glück nicht immer alles gleich in den Schoß. Eigentlich hätte der Roman schon für ihn allein gereicht. Aber ich schätze mal das Hunt hier wohl ein weibliches Gegengewicht schaffen wollte. Manche Szenen fand ich wie gesagt nicht  so gut und dann gab es aber wieder Kapitel die ich geradezu verschlungen habe. Nach und nach wird die Qualität kontinuierlicher und wenn man erstmal so richtig in der Geschichte gefangen ist, wird das Auftauchen daraus immer schwerer. Ich bin jetzt noch irgendwie wie benebelt (was irgendwie passt *g* ) und muss mich an die Welt außerhalb des Romans gewöhnen. 

Jackal ist eine Welt die politisch hoch brisant ist, allein die Idee des Königs, der eigentlich nur noch als Symbol fungiert ist und von dem Parlament dem Volke präsentiert wird, ist natürlich nicht neu, aber die Umsetzung fand ich irgendwie genial. Denn er hat keine Arme... Und spätestens hier wird einem dann langsam klar das der Roman doch komplexer ist als man im ersten Moment denkt. Er spielt zwar schon auch recht offensichtliche politische Gruppierungen und Ideen an, andererseits versucht Hunt trotzdem den Erhobenen Zeigefinger zu vermeiden (zugegebener Maßen gelingt ihm das nicht immer so ganz, aber es hält sich insgesamt in Grenzen). Hunt wird zum Teil recht grausam in der Darstellung der Herrschenden Parteien, lässt aber auch deren Gegner nicht mit blütenreiner Weste zurück. Gerade hier liegt einer der großen Stärken des Romans, Hunt schafft es wirklich das man alle Beweggründe nachvollziehen kann und gleichzeitig zeigt er auf das auch die "Guten" manchmal das falsche wollen, es aber selbst nicht als dieses erkennen. Reines Schwarzweißdenken wird man hier nicht finden. Das kontinuierlich durch zu ziehen, das schafft nicht jeder Autor! 

700 Seiten am Stück das muss man auch erstmal schaffen... Von der eigentlichen Handlung her ist die Geschichte dann wie ein reiner Fantasyroman aufgebaut, es gibt böse und weniger böse, Magier und Völker die sich bekämpfen. Allerdings schafft es Hunt doch mit ein paar Kniffen das Ganze interessant zu gestalten. Gut und Böse, so einfach macht er es dem Leser nicht. Außerdem verzichtet er weitgehend (nicht immer ganz) auf kitschige Wendungen die nicht in die Handlung gepasst hätten.
Das Ende ist dann auch nicht so einfach und für mich daher umso überzeugender.