Rezension

Stimmiger Gruselthriller

Zimmer 103 -

Zimmer 103
von Simone St. James

Bewertet mit 4 Sternen

1982 arbeitet Viv Delaney als Rezeptionistin im Sun Down Motel. Die Nächte sind einsam und lang. Und Viv spürt, dass sie im Motel eine Bedrohung umgibt. Dreißig Jahre später fängt Carly Kirk als Nacht-Rezeptionistin im Sun Down Motel an. Sie will herausfinden, warum ihre Tante Viv vor Jahrzehnten verschwunden ist. 

„Zimmer 103“ ist ein gelungener Mystery-Thriller von Simone St. James, die mit soliden Grusel-Elementen, einer packenden Handlung und spannenden Entwicklungen ausgezeichnet zu unterhalten weiß.

Ich habe von der Autorin „Die schwarze Frau“ gelesen und war auf ihr neues Buch gespannt. Ich mag, wie Simone St. James Gruselgeschichte, Romanhandlung und Spannungsmomente zu einem Gesamtwerk vereint. 

Bei „Zimmer 103“ reist der Leser ins Jahr 1982 zurück. Viv nimmt einen Job als Rezeptionistin im Sun Down Motel an, wo sie über den Rest ihres Lebens sinniert. Die junge Frau ist von zuhause abgehauen und hat für die Zukunft keinen Plan. Da kommt ihr die Anstellung in der Nacht gerade recht. Doch bald stellt sich heraus, dass im Motel etwas Bedrohliches durch die Zimmer zieht. 

In der Gegenwart will Carley unbedingt herausfinden, was mit ihrer Tante Viv geschehen ist. Sie ist vor dreißig Jahren im Sun Down Motel verschwunden und niemand weiß etwas über ihren Verbleib. Daher nimmt Carly die Anstellung als Nacht-Rezeptionistin in genau diesem Motel an, und kommt einer Bedrohung auf die Spur.

Simone St. James hat mit ihrem Sun Down Motel eine bedrohliche Kulisse geschaffen. Das Motel ist seit dem Erbau in den 1970er-Jahren unverändert. Die Farbe blättert von den Türen ab und die gleichen Schlüssel wie damals sperren die Schlösser. Die wenigen Gäste sind meist zweifelhafte Gestalten, die jeder für sich genommen schon eine Gefahr darstellen. Dazu spielt das Geschehen fast nur in der Nacht, wo zusätzlich gruselige Dinge passieren. 

1982 ist das Sun Down Motel deutlich heruntergekommen, während es in der Gegenwart schon eine bemerkenswert baufällige Übernachtungsmöglichkeit ist. Die Geschichte des Motels wird in beiden Zeitsträngen aufgearbeitet, woraus sich ein gutes Gesamtbild auf die Chronologie ergibt. 

Dieser schaurige Ort ist Schau- und Arbeitsplatz von Viv und Carly, die - mit dreißig Jahren Unterschied - ähnliche Dinge erleben und trotz übernatürlicher Elemente einer realen Gefahr auf die Schliche kommen.

Von der Handlung her ist es eine Mischung aus mysteriösen Grusel-Elementen und Ermittlungsarbeit. Viv und Carly gehen gleichermaßen einem grauslichen Geheimnis auf den Grund, was sie zur Spurensuche während der Arbeits- und in der Freizeit animiert, und woraus sich eine Gefahr für sie selbst ergibt.

Dadurch entsteht ein packender Vergleich zwischen den Zeitspannen, weil in den 1980er-Jahren mehr Handarbeit als in der Gegenwart notwendig ist. Archive müssen durchforstet, Telefonnummern gefunden und Negative entwickelt werden, während heutzutage viele Informationen mit einem Mausklick abrufbar sind.

Die Jahre und Figuren wechseln sich kapitelweise ab. Während man mit Viv 1982 im Sun Down Motel die Gäste empfängt, stöbert man mit Carly in der Gegenwart am Pool des Motels herum. Dabei sind die jeweiligen Kapitel mit Jahr und Perspektive gekennzeichnet, was für das Verständnis unbedingt notwendig ist. Leider waren Viv und Carly manchmal schwierig voneinander zu unterscheiden, weil sie sich in ihrer Art und ihrem Erleben zu ähnlich sind.

Den Plot habe ich als extrem gelungen und fesselnd empfunden. Außerdem weiß die Autorin, wie man die Spannung hält. Sie überrascht mit etlichen Wendungen und schafft es exzellent, eine Geschichte anhand von zwei Jahrzehnten zu erzählen. 

Bis auf dieses kleine Manko mit den ähnlichen Figuren, lässt sich „Zimmer 103“ richtig gut lesen. Die düstere Stimmung und die Neugier treiben die Ermittlungen an, das Gruselgeschehen heizt so manchen Augenblick mit Angst und Schrecken auf, und am Ende wird man mit einer stimmigen Geschichte belohnt, die genial aufgebaut ist. 

Ich denke, wer Mystery-Thriller mit sanfter Schaueratmosphäre auf unterschiedlichen Zeitebenen und mit wohlportionierter Spannung mag, hat damit den passenden Lesestoff zur Hand.