Rezension

Stringenter wäre besser

Die blinde Zeugin -

Die blinde Zeugin
von Volker Dützer

Im Prinzip ein gutes Konstrukt die Geschichte um die Trickdiebin Sammy, den geschassten Kriminalbeamten Stettner, ein ganzes verschworenes Dorf und korrupte Geschäftsleute, Politiker, Polizeibeamte. Hier tut jeder, was er will und lügt jeder, dass sich die Balken biegen. Jeder haut jeden übers Ohr, dazwischen versucht Stettner sich als Privatdetektiv und im Zuge dessen, herauszubekommen, wer es auf Sammy, warum abgesehen hat, wo die offenbar verschwundene Jana abgeblieben ist und wo der vor fünf Jahren verschwundene vormalige Besitzer des Basaltabbaubetriebes. Das alles ist flüssig geschrieben und wechselt die Perspektiven durch die Sichtweise der Protagonisten. Es bleibt dadurch auch spannend. Insgesamt ist aber alles ein wenig zu überzogen. Sammy, die von zahlreichen Personen gejagt wird, allesamt mit Mordabsichten, entkommt jedesmal, was sie ein bisschen zur Überperson macht. Mit Stettner sieht es nicht anders aus. Die Geschichte längelt unterwegs auch ein wenig. Da wird hier noch eine Wendung eingebaut und dort noch. Man hätte stringenter vorgehen können. Und dass Stettner ein guter Ermittler war und einen guten Privatdetektiven abgeben würde, mag man ein wenig bezweifeln angesichts seiner großen Gedächtnislücken. Da wird ihm schon früh ein wichtiger Name mitgeteilt, der ihm kurze Zeit später wieder begegnet und er merkt es nicht. Da gerät er in Wut, weil sein Kollege seinen zweiten Vornamen nennt - und zwar in Gegenwart von Sammy -, er warnt sie eindringlich vor der Benutzung dieses zweiten Vornamens und wundert sich später, woher Sammy eben diesen kennt. Nur zwei Beispiele von vielen. Unterm Strich: Gut konstruiert und erzählt, hat aber Längen und eher unwahrscheinliche Begebenheiten.