Rezension

Stürmische Zeiten im Leben der 20er

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten -

Palais Heiligendamm - Stürmische Zeiten
von Michaela Grünig

Der Untertitel „Stürmische Zeiten“ trifft den Inhalt des Romans perfekt. Das Buch spielt in den 1920er und 30er Jahren und begleitet vor allem die Hotelleiterin Elisabeth, ihren Bruder Paul sowie die Köchin Minna durch das Jahrzehnt. Jede Hauptfigur hat ihre eigene Geschichte zu erzählen, nebenbei spielt auch der Rest der Familie eine Rolle. Während Elisabeth sich als Hoteldirektorin etabliert und ihr Familienleben versucht aufzubauen, muss Paul als Homosexueller in dieser Zeit zu sich finden und kommt von einer schwierigen Beziehung in die andere. Minna ist zu der Familie ein schöner Kontrast aus einer anderen Gesellschaftsschicht, sie hat jedoch ihre eigenen Herausforderungen zu meistern. 

 

Insgesamt hat es mir sehr gut gefallen, diese drei Personen über die Jahre hinweg zu begleiten. Ihre Charaktere sind rund, mit Stärken und Schwächen, und sie entwickeln sich im Laufe des Buches authentisch weiter. Sie bringen Drama, Spannung, Beziehungsstress, Liebe und vieles mehr in die Geschichte ein. 

 

Auch passend fand ich die Zeitsprünge. Über 10 Jahre spannt das Buch, was auf den ersten Blick viel erscheinen mag, aber hervorragend zur Handlung passt und sehr gut umgesetzt wurde. Man erfährt einiges aus dem Leben der verschiedenen Jahre und erlebt so gefühlt immer die wichtigen Punkte und Abschnitte mit. Der geschichtliche Kontext spielt auch immer mehr eine Rolle. Von der Inflation, über die Große Depression auf wirtschaftlicher Seite, bis hin zu politischen Entwicklungen verschiedener Parteien, die sich immer mehr in die Beziehungen und Ausrichtungen der Personen zieht, ist alles dabei. Insgesamt ist die Geschichte wirklich gut recherchiert und rundet die Handlung ab. Durch diese „schweren“ Themen ist es jedoch kein Buch, dass man nebenbei lesen kann. Trotz des Anspruchs konnte ich es jedoch kaum aus der Hand legen und freue mich auf den nächsten Band der Serie!