Rezension

Subtile Liebesgeschichte - Sehr schön!

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß - Hiromi Kawakami, Jiro Taniguchi

Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß
von Hiromi Kawakami Jiro Taniguchi

Bewertet mit 4 Sternen

In diesem wunderbar umfangreichen Manga hat Jiro Taniguchi die Romanvorlage von Hiromi Kawakami zeichnerisch umgesetzt. Wir folgen der 38 jährigen Tsukiko, einer sympathischen, modernen Frau, die gerne isst und trinkt aber noch nicht so richtig ihren Platz im Leben gefunden hat. Tsukiko trifft in einer Bar auf ihren ehemaligen Japanischlehrer, den sie „Sensei“ nennt. Sie haben die gleichen kulinarischen Vorlieben, können miteinander schweigen und sind sich eine angenehmen Gesellschaft. Aus den gelegentlichen zufälligen Begegnungen in der Bar entsteht so ganz langsam eine tiefere Beziehung.

Wie schon gesagt, war mir Tsukiko äußerst sympathisch. Sie ist nachdenklich, selbstkritisch und zweifelt oft. Trotzdem ist sie eine selbstbewusste Frau, die sich nicht scheut, mit sich alleine zu sein. Der Sensei hingegen ist sehr eigen. Er hängt mehr an Konventionen, hat diverse Schrullen und ist sehr förmlich. Aber vielleicht machen ihn gerade diese Eigenheiten so liebenswert.

Wer diesen grafischen Roman lesen möchte sei gewarnt: Es wird sehr oft und sehr gut gegessen. Das macht unheimlich Appetit! Ich wäre liebend gern mit Tsukiko und dem Sensei in ihre Stammbar gegangen, hätte mich durch die – für mich - exotischen Speisen gefuttert und Sake getrunken. Man sollte das Buch also definitiv nicht hungrig lesen.

Die Einblicke in die japanische Kultur – sei es Literatur, Speisen oder gesellschaftliche Konventionen – haben mir ebenfalls sehr gefallen. Bei einer japanischen Autorin und einem japanischen Zeichner vielleicht keine Überraschung aber ich habe mehr Neues kennengelernt, als in anderen Büchern, die in Asien angesiedelt waren.

Wer subtile Liebesgeschichten mit einem hauch Melancholie mag, der wird mit diesem Buch sehr glücklich werden. Die Beziehung der beiden Hauptfiguren entwickelt sich langsam, was mir sehr gut gefallen hat, aber vielleicht nicht jedermanns Sache ist.

Auch die Zeichnungen, die nah am klassischen Magastil liegen, haben mir gefallen. Jiro Taniguchi bleibt sehr realistisch. Chibi mit riesigen Augen lässt er konsequent aus. Dafür fängt er sehr schön die verschiedenen Stimmungen ein und besonders von Tsukiko sind Taniguchi wundervolle Zeichnungen gelungen!

Das Einzige, das mich extrem gestört hat, sind die „Geräusche“. Wie in einem "Lustigen Taschenbuch" wird hier jedes Geräusch beschrieben: „Gluk“ „Tock Tock“ „Tuuut“ „Klapper“ „Gruu“ „Ffh“ oder „Krunch“. Schrecklich! Das passt einerseits nicht zur Stimmung der Geschichte, ist viel zu prominent in dicker schwarzer Schrift geschrieben und dazu absolut unnötig. Ich weiß auch ohne „Gluk“ oder „Schlürf“ dass sie gerade trinken. Also: Warum?!?

„Der Himmel ist blau, die Erde ist weiß“ ist ein traurig schöner und nachdenklicher Roman über die besondere Beziehung zweier Menschen. Mir hat diese ruhig erzählte Geschichte sehr gut gefallen und zudem Lust gemacht, den Originalroman zu lesen. Eine Empfehlung nicht nur für Mangafans!