Rezension

Suchen ist seliger denn Finden

Taschenatlas der abgelegenen Inseln - Judith Schalansky

Taschenatlas der abgelegenen Inseln
von Judith Schalansky

Bewertet mit 5 Sternen

Reiseführer sind schrecklich langweilig. Jeder Schritt ist vorgedacht, jede Eckenumrundung geplant, jeder mögliche Fund wird als "Geheimtipp" einem riesigen Leserkreis bekannt gemacht. Das Abenteuer der Reise wird zum Abhaken einer Liste von vorgekauten Sehenswürdigkeiten.

Ganz anders dieses wunderbare kleine Bändchen. Das ist das genaue Gegenteil des "pass mal auf, ich sag Dir, wie das dort ist". Die Texte, kurz, knapp, manchmal fragmentarisch, immer aber irgendwie enigmatisch, werfen mehr Fragen auf, als sie über die Inseln beantworten. Gleichzeitig entsteht aber eine meist eher düstere Atmosphäre über die paradiesischen Inseln, die so überhaupt nicht paradiesisch sind. Was sollte man auch dort mehr finden, wenn man persönlich hinreist, als wenn man nur mit dem Finger im Atlas herumstreicht? Die Banalität des "wahren Erlebens" wird hier durch das Wunder der Imagination ersetzt, das immer bunter, faszinierender, schöner und auch grausamer ist, als es die Realität je sein könnte. Erst durch diesen Filter der Literatur gewinnt eine fremde Lokalität den schimmernden Glanz, von dem wir träumen, wenn wir die Namen dieser abgelegenen Orte hören.

Wer dachte, dass so ein Buch nicht als kleinformatiges Taschenbuch funktioniert, wird eines besseren belehrt - wie ein Langenscheidt-Wörterbuch sieht es von außen aus mit dem Sonnengelb und dem türkisfarbenen Buchschnitt. Ein wahres Kleinod, das nicht protzt, aber trotzdem schöner gestaltet ist als viele "Coffee-Table-Books".

Etwas für Entdecker, die nicht nur auf schöne Urlaubsfotos aus sind.

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 30. Dezember 2013 um 10:17

Hast Du das Pseudonym Helmut Barro?