Rezension

Susanne Goga - Leo Berlin

Leo Berlin - Susanne Goga

Leo Berlin
von Susanne Goga

Bewertet mit 4 Sternen

Kurzbeschreibung: 
Berlin 1922. Deutschland ist politisch zerrissen, die Menschen finden nach dem verlorenen Krieg keine Ruhe. Kriminalkommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem mysteriösen Mord zu tun: Ein Wunderheiler, der in besseren Kreisen verkehrte, wurde mit einer Jade-Figur erschlagen. Keine Zeugen, keine Spuren... *Quelle*

Zur Autorin: 
Susanne Goga lebt als Autorin und Übersetzerin in Mönchengladbach. Sie hat außer ihrer Krimireihe um Leo Wechsler mehrere historische Romane veröffentlicht.

Meinung: 
Berlin, 1922: Kommissar Leo Wechsler bekommt es mit einem Mordfall zu tun, der ihn in verschiedene Kreise der Gesellschaft führt. Gabriel Sartorius, ein prominenter Wunderheiler, wurde mit einer Buddha-Jadefigur erschlagen. Schon bald stellt sich heraus, dass Sartorius selbst auch keine weiße Weste hatte, denn er verabreichte vielen Patienten Kokain, bezog deren "Genesung" aber auf seine Heilkräfte. Kurz danach wird die alternde Prostituierte Erna Klante ebenfalls Opfer eines Täters, der sie kaltblütig erdrosselt.

Leo Wechsler ermittelt mit seinen Kollegen in alle Richtungen. Zwar werden beide Fälle getrennt voneinander behandelt, doch es stellt sich nach und nach heraus, dass es eine Verbindung gibt und der Täter derselbe sein muss. Nur das Motiv wird lange nicht klar und somit bewegt sich der Täter im Dunkeln, bis auch Leo Wechsler langsam in sein Visier gerät.

Leo Berlin ist der Auftaktband der Leo Wechsler-Reihe rund um den 34-jährigen Berliner Kommissar. Susanne Goga hat hier bildhaft die damalige Zeit, das Berlin der beginnenden 1920er Jahre, eingefangen. Von viel Armut in der Bevölkerung ist die Rede, aber es wird auch ein Blick in die gutbetuchten Häuser und Haushalte geworfen. Auch das Attentat auf Walther Rathenau, den damaligen Reichsaußenminister, ist Thema und markiert ein Stück der realen Zeitgeschichte.

Der Protagonist Leo Wechsler ist eine sympathische Figur, der seit dem Tod seiner Frau Dorothea mit seinen beiden Kindern Georg und Marie zusammenlebt und von seiner etwas älteren Schwester Ilse den Haushalt geführt bekommt. Als Kommissar hat er einen ausgeprägten Riecher, was seine zu ermittelnden Kriminalfälle betrifft und ist bei seinen Kollegen gut angesehen. Auf Kriegsfuß steht er allerdings mit Herbert von Malchow, einem Aristokraten im Dienste der Polizei, der arrogant und besserwisserisch daherkommt.

Aus Leo Wechslers Perspektive wird auch die Geschichte erzählt, allerdings abwechselnd mit Ansichten aus dem Blick des Täters, denn auch dieser kommt ausführlich zu Wort. Ebendieser Täter ist dem Leser wiederum sehr schnell bekannt, was aber der Handlung nur wenig Abbruch tut. Seine Motivation dahinter war interessant zu erfahren, und er ist durchaus eine tragische Figur, deren bisheriger Lebensweg den Leser auch betroffen macht.

Susanne Goga lässt auch ein wenig Lokalkolorit nicht außer Acht. Hier und da wird in der wörtlichen Rede der berühmte Berliner Dialekt verwendet, was außerordentlich gut gelungen ist und sich prima in die Geschichte einfügt. Diese Reihe werde ich definitiv weiterverfolgen.

Fazit: 
Leo Berlin ist ein unterhaltsamer und auch spannender Krimi, der im Berlin der 1920er Jahre angesiedelt ist. Ein sympathischer Kommissar, dessen Privatleben ebenfalls eine große Rolle spielt, die interessante Zeit der Weimarer Republik und das allgemeine Leben der Gesellschaft bieten spannende Lesestunden.