Rezension

Diese Reihe verfolge ich gern weiter

Leo Berlin - Susanne Goga

Leo Berlin
von Susanne Goga

Bewertet mit 4.5 Sternen

Der Kommissar sah sich den Buddha näher an, ohne ihn zu berühren. Die Figur war blutverschmiert, an einer Ecke des Sockels klebte ein Büschel Haare. »Jedenfalls brauchen wir nicht lange nach der Mordwaffe zu suchen.«

Berlin, 1922. Kriminalkommissar Leo Wechsler ermittelt im Fall des mit einem Jade-Buddha erschlagenen Wunderheilers Gabriel Sartorius. Seine Patienten stammten scheinbar alle aus besten Kreisen, aber abgesehen von dieser Erkenntnis treten Leo und seine Kollegen komplett auf der Stelle. Als kurz danach eine reichlich heruntergekommene Prostituierte ermordet wird, gibt es außer Leos Bauchgefühl nichts, was auf einen Zusammenhang zwischen den beiden Taten hinweisen könnte…

 

Mit Leo Wechsler lernte ich hier einen sehr sympathischen Charakter kennen. Er ist ein guter Ermittler, der einerseits logisch kombiniert, andererseits auch auf sein Gefühl achtet und zudem mit vollem Einsatz agiert. Vor allem durch Letzteres lässt er sich gerne von seinen privaten Sorgen ablenken, denn seine Frau starb früh und ließ ihn mit zwei kleinen Kindern zurück.

Auch die Welt um ihn herum ist von Unruhen geprägt. Der 1. Weltkrieg steckt den meisten noch in den Knochen, die innenpolitische Lage ist – vorsichtig ausgedrückt – angespannt und die steigende Inflation ängstigt zusätzlich. Eigentlich kein Wunder, dass Leo sich da gern auf die Arbeit konzentriert…

 

Szenario, Charaktere und Idee gefielen mir sehr gut, ebenso der Stil, den ich als angenehm empfand. Allerdings sind Täter und Motiv dem Leser recht früh bekannt und man verfolgt die Bemühungen der Polizei, zu der gleichen Erkenntnis zu gelangen. Regelmäßige Passagen aus der Täterperspektive sind interessant, weil sie Einblicke in seine Gedanken und sein Wesen geben, aber ich hätte gerne noch ein wenig länger selbst ermittelt und ziehe für den zu frühzeitigen Durchblick einen Punkt ab.

 

Fazit: Gefiel mir richtig gut, diese Reihe verfolge ich weiter.

 

»Stecknadel im Heuhaufen, was?«, fragte Stankowiak leise.
»Mm. Aber so ist die Polizeiarbeit. Wir lösen unsere Fälle nicht bei Koks oder Geigenspiel, sondern mit viel Fußarbeit.«