Rezension

Teenieromanze mit manchen starken Momenten

Für jetzt und immer? - Zoé Wall

Für jetzt und immer?
von Zoé Wall

Bewertet mit 3 Sternen

"Für jetzt und immer?" handelt von Fatih, der nach der Trennung seiner Eltern aus seiner Heimat Hamburg gerissen wird und mit seinem Vater in den Süden ziehen muss. Fatih gilt als schwer erziehbar, denn die Schule besucht er nur noch sporadisch und auch das Gesetz hat bereits Kontakt mit ihm gehabt. In seiner Heimat kann er den Neuanfang wagen, doch das ist leichter gesagt als getan. Anna ist schon seit geraumer Zeit die Außenseiterin an Fatihs neuer Schuler. Sie strebt nach dem bestmöglichen Abitur, um ihre Karriere als Ärztin beginnen zu können. Gleich ihre erste Begegnung verläuft explosiv, doch unter all den Neckereien verstecken sich auch Gefühle, die bei Weitem nichts mit Ablehnung zu tun haben...

Die Ausgangslage für diesen Roman ist vielversprechend. Ein Jugendlicher türkischer Herkunft wagt im einem kleinen Dorf, in dem größtenteils eine eingeschworene Gemeinde ohne Ausländer lebt, den Neuanfang. Beziehungsweise er muss ja den Neuanfang wagen. Anna kommt aus eben so einer Familie, die dort alt eingesessen ist und die auch ordentlich Geld auf dem Konto hat. Die Voraussetzungen sind sicherlich unterschiedlich und doch haben sie auch viel gemeinsam: Anna ist die Außenseiterin, Fatih zunächst auch, da er eben "der Neue" ist. Sie haben einen sarkastischen Blick auf die Welt und sie kommen aus Familien, die nicht unbedingt intakt sind.

Ihre erste Begegnung ist von Wut und direkter Ablehnung geprägt und das zieht sich auch erstmal durch ihre Begegnungen. Der Umschwung zur Liebesgeschichte verläuft dann in meinen Augen zu abrupt. Da fehlen einige Szenen, um diese andere Knistern zwischen Fatih und Anna glaubwürdig entstehen lassen zu können. Dennoch kann ich nicht leugnen, dass diese intimen Momente zwischen Fatih und Anna großartig erzählt sind. Ihre Worte kriechen dem Leser unter die Haut und man verliebt sich in die beiden als Paar. Diese Szenen sind zudem nicht überkitschig, sondern einfach nur authentisch und realistisch.

Doch dieses überstürzte Erzählen, dieses Fehlen von einigen Erzählmomenten zieht sich durch die ganze Geschichte. Warum tauchen irgendwann die ganzen familiären Nebenfiguren nicht mehr auf? Was ist mit Annas Hobby, dem Modern Dance? Wie genau wurde Fatih in die Parcours-Clique aufgenommen? Der Erzählbogen ist deutlich zu erkennen und gefällt mir auch gut, aber die Geschichte hätte wesentlich runder erzählt sein können, versehen mit viel mehr Details, die aus einer interessanten Liebesgeschichte eine geniale Liebesgeschichte gemacht hätten.

Dass es geht sieht man auch an der letzten Szene, die in meinen Augen das große Potenzial von Zoé Wall demonstriert. Die Geschichte findet das perfekteste Ende, was überhaupt passieren konnte. Wunderbar in sich schlüssig, ein Kreis schließt sich mit dem Titel, großartig!

Fazit: Ich erwähne vielleicht mal, dass es sich bei "Für jetzt und immer?" um ein Debüt einer jungen Autorin handelt. Und das Debüt muss schon gut sein, um überhaupt veröffentlicht zu werden, gleichzeitig ist aber auch nicht das, was man später mit jahrelanger Schreiberfahrung erreichen kann. Die Geschichte hat einen tollen Plot, zwei interessante Hauptfiguren und eine damit verbundene süße Liebesgeschichte. Starke Erzählmomente sind aber auch von erzählerischen Lücken und überhastetem Erzählen begleitet. Typische Anfängerfehler halt, aber so einfach auszumerzen, dass ich nur davon ausgehen kann, dass wenn Zoé Wall ihre Karriere weiter verläuft, zu überzeugen weiß!