Rezension

Thematisch vielfältig

Der Markisenmann -

Der Markisenmann
von Jan Weiler

Der neue Roman von Jan Weiler „Der Markisenmann“ zeigt eine erstaunlich vielfältige Thematik : Es geht um die Annäherung der fünfzehnjährigen Kim an ihren bislang unbekannten leiblichen Vater, es geht um Freundschaft, Verrat, Schuld, Umgang mit der Schuld und um Vergebung der Schuld. Weiterhin gibt der Roman einen humorvollen Einblick in das Leben in einem Industriehinterhof in Duisburg am Rhein-Herne-Kanal. Die Bewohner werden mit viel Sympathie dargestellt. 

Diese thematische Vielfalt macht den Roman sehr lesenswert. Besonders spannend aber ist, dass die Protagonisten keine Ideal-Figuren sind mit vorbildlichem Verhalten. Jede der Hauptfiguren hat sich auf unterschiedliche Weise schuldig gemacht, und ihre jeweilige Art und Weise, mit dieser Schuld umzugehen, findet nicht unbedingt die Zustimmung aller Leser. Auch das Ende wird nicht jeden überzeugen. Für mich ist das kein Manko. Als Leser habe ich die Möglichkeit, mir Alternativen auszudenken. Ob die dann wirklich überzeugender sind, sei dahingestellt.

Gestört hat mich etwas die Erzählkonstruktion des Romans: Kim erzählt die Handlung aus einer zeitlichen Distanz von 17 Jahren. Sie nutzt diese zeitliche Distanz aber nicht dazu, ihre Handlungsweise zu reflektieren. Deutlich wird das schon im Prolog, in dem Kim von ihrer Schuld erzählt, aber eben ganz aus der Sicht der Fünfzehnjährigen. Aber auch im abschließenden zweiten Teil des Romans, der 17 Jahre später spielt, denkt sie nicht über ihre damalige Handlungsweise nach. Das scheint mir sehr unwahrscheinlich.

Trotzdem bereitet die Lektüre viel Vergnügen und bietet zusätzlich die Gelegenheit, über menschliches Fehlverhalten nachzudenken.