Rezension

Ein humorvoller & berührender Vater-Tochter-Roman

Der Markisenmann -

Der Markisenmann
von Jan Weiler

Bewertet mit 4 Sternen

„Der Markisenmann“ ist eine lesenswerter Roman des Journalisten und Autors Jan Weiler, der nicht nur unterhält, sondern auch nachklingt.

Die 15-jährige Kim lebt mit ihrer Mutter, ihrem Stiefvater und ihremHalbbruder zusammen. Nachdem sie total ausrastet und ihren kleinen Bruder tätlich angreift, muss sie die Sommerferien bei ihrem bis dahin unbekannten Vater Ronald Papen - der in einer Lagerhalle lebt - im Ruhrgebiet verbringen. Damit lernt Kim ein vollkommen neues Leben kennen. Während es ihr bisher materiell an nichts fehlte, erfährt sie nun, wie schön das Leben auch mit wenig Geld sein kann.

Der Schreibstil von Jan Weiler liest sich angenehm flüssig und ich hatte das Gefühl, dass er mich direkt mit in den Ruhrpott genommen hat. Die Atmosphäre, die Art, wie die Menschen miteinander umgegangen sind, das hat alles perfekt gepasst.

Kim hat es mit ihren 15 Jahren nicht leicht. Sie steckt mitten in der Pubertät, was ihren Ausraster nicht entschuldigt, aber in Anbetracht der Familienkonstellation erklärt.

Ronald Papen und Kim nähern sich langsam an und es ist schön zu verfolgen, wie sich die Vater-Tochter-Beziehung langsam verfestigt ud sie zueinander finden. Dabei ist auch Kims Entwicklung nachvollziehbar und gut gelungen. Es geht hier aber nicht nur um die Beziehung zwischen ihr und ihrem bis dahin unbekannten Vater, sondern auch um die jüngste deutsche Geschichte, die der Autor gekonnt in diesem Roman verwoben hat. Das Buch ist dadurch ebenso aufwühlend, tragisch wie auch humorvoll und unterhaltsam.

Mir hat dieser Sommer im Ruhrgebiet gut gefallen, aber die Geschichte um Ronald Papen und Kim hat mich auch sehr berührt und ich werde sie sicherlich so schnell nicht vergessen.