Rezension

tödlicher Frühling

Tödlicher Frühling - Tom Callaghan

Tödlicher Frühling
von Tom Callaghan

Bewertet mit 4 Sternen

Endlich ist der lang erwartete zweite Teil um den Ermittler Akyl Borubaew erschienen. Der Termin ist völlig an mir vorbei gegangen, um so begeisterter war ich, das Buch beim Stöbern in der Buchhandlung zu finden.
Worum geht es: Akyl Borubaew ist, aufgrund seiner unorthodoxen Ermittlungsmethoden in "Blutiger Winter", strafversetzt, aus der Hauptstadt in eine Stadt am Fusse des Tienschan-Gebirges. Dort werden auf einem Feld, nur notdürftig verscharrt, sieben Kinderleichen gefunden. Misshandelt und missbraucht - doch warum hier und warum so auffällig unauffällig abgelegt? Und was bedeuten die Namensbändchen, die doch nicht zu den gefundenen Kindern passen?
Eigentlich hat dieses Buch alles, was ein guter Thriller braucht, einen erschreckenden Leichenfund, Verschwörungen auf höchsten Ebenen, einen taffen Ermittler, der auch gegen den Willen von Vorgesetzten seinen Job macht und unangenehme Wahrheiten aufdeckt. Wie schon im ersten Band taucht auch hier eine Geheimdienstagentin aus dem Nachbarland auf, Saltanat aus Usbekistan. Doch leider bleibt es nicht bei gemeinsamen Ermittlungen. Die beiden tanzen umeinander herum, sollen sie nun oder sollen sie nicht, es nervt nur. 
Auch ist die Atmosphäre diesmal nicht so düster wie im ersten Teil, das mag am Frühling liegen und auch daran, das Inspektor Borubaew alle fünf Seiten die Schönheit seines Landes rühmt. Aber für mich liegt es eher daran, dass sich der Autor nicht entscheiden konnte, auf welchen Handlungsstrang er sein Hauptaugenmerk legen wollte. Und so taumelt der Leser zwischen der Beziehungskiste und den Ermittlungen und politischen Verstrickungen hin und her. 
Wenn dann ermittelt wird und die Verstrickungen herauskommen, ist man gefesselt und erschrocken zugleich, über soviel Widerwärtigkeit und Kaltblütigkeit. Dann will man nur noch weiterlesen und herausfinden, wer welche dubiose Rolle spielt. Und dann Schnitt - Beziehungskiste, Spannung am Boden.
Und doch hat auch dieses Buch die genialen Momente, die ich schon im ersten Teil geschätzt habe. Düsternis, die auch die Frühlingssonne nicht vertreiben kann und im Hintergrund die Frage, welche Rolle spielt Jussupow, der Gerichtsmediziner...
Fazit: Wer meine Rezis kennt, weiß, dass ich es hasse, wenn gute Thriller durch private Verwicklungen aufgeweicht und massentauglich gemacht werden. Deshalb bin ich mit diesem zweiten Band auch eher unzufrieden. 
Trotzdem ist es ein gutes Buch, das ich Thrillerlesern empfehlen kann. Allerdings war der erste Band so grandios, das meine Erwartungshaltung an dieses Buch wohl viel zu groß war.