Rezension

Tönne ist wieder da

Dreikönigssingen - Stefan Holtkötter

Dreikönigssingen
von Stefan Holtkötter

Bewertet mit 5 Sternen

Traditionsbewusst stellt Tönne bei dem aufkommenden stürmischen Wetter eine Kerze ins Fenster, um Ungemach von sich und seiner Familie abzuhalten.
Obwohl Alfons Kerkering sein unmittelbarer Nachbar ist, bekommt Tönne nicht mit, dass sich auf dessen Hof in dieser Nacht einiges tut. Kerkering ist brutal ermordet worden, die Polizei sieht anfänglich das ganze als Tat eines Einbrechers. Später jedoch wird Kerkerings Frau verhaftet. Tönne kann nicht glauben, dass sie die Täterin sein soll und ihren Mann umbrachte.
Es gibt viele im Dorf, denen Kerkering ein Dorn im Auge war, war er doch derjenige, der den Bau eines Windparkes im Dorf verhindern wollte. Viele wollten mit Hilfe des Windparkes ihre finanzielle Situation verbessern und das wäre ins Schwanken gekommen, wenn er gar nicht erst gebaut werden würde.
Hat der Tod etwas mit dem geplanten Bau der Windräder zu tun oder musste er aus anderen Gründen sterben?...

Tönne, ein pensionierter Landwirt, lässt dieser Mord keine Ruhe, zumal er auch noch in unmittelbarer Nachbarschaft geschah. Das kann er nicht auf sich beruhen lassen. Er muss diesem Mord auf den Grund gehen.
Glücklicherweise findet ja demnächst das Dreikönigssingen statt und Tönne als Kassenwart sieht es als seine Aufgabe an, die Sänger zu begleiten. Natürlich nicht ganz uneigennützig, denn so hat er Gelegenheit, bei dem ein oder anderen ein wenig herumzuschnüffeln.
Auch bei diesen "Ermittlungen" mag er nicht auf Lisbeth (eigentlich Gül) verzichten, schließlich arbeitet sie bei der Polizei und kann doch so nebenbei das ein oder andere abchecken.
Auch wenn Gül immer wieder darauf hinweist, dass der Dienstweg eingehalten werden muss, ist sie Tönne behilflich.

Die beiden machen ein ausgesprochen effektives Duo aus.
Tönne, ein wenig schrullig, aber mit dem Herzen am rechten Fleck. Er ist für seine Familie da, nun ja, zumindest solange, wie er nicht gerade dabei ist, einen Mord aufzudecken. Da kann es schon mal passieren, dass er vergisst, aufs Enkelkind aufzupassen. Mit wunderbaren, nicht ganz legalen, Mitteln gelingt es ihm, dem Mörder auf den Pelz zu rücken.

Gül ist die türkischstämmige Dorfpolizistin und versucht, Tönne, ein wenig zurückzuhalten bzw. zu bremsen, leider mit eher geringem Erfolg. Im Gegenteil, sie wird von Tönne eingespannt und leider kann sie ihm irgendwie nichts entgegenbringen, so dass sie ihm im Rahmen ihrer Möglichkeiten hilft.
Wo sie jedoch vollkommen versagt, ist in ihrer türkischen Familie. Ihre Mutter will sie partout unter die Haube bringen und so kommt es schon mal vor, dass Tante Fatma anrollt und aus dem Kaffeesatz liest.

Dem Autor Stefan Holtkötter ist mit diesem Band ein hervorragender 2. Teil um den Pensioär Tönne Oldenkott gelungen.
Mit Humor und kriminalistischem Spürsinn lässt er Tönne und Gül einen Mord aufklären. Auch dieses Mal sind keine langwierigen Verhöre, langatmige Ermittlungen oder forensische Gutachten nötig, um den Mörder dingfest zu machen.
Mit der richtigen Kombinationsgabe und der Ahnung, wo man ansetzen muss, meistern die beiden ihre Zusammenarbeit. Da, wo die mit dem Fall beauftragten Ermittler die Flinte ins Korn werfen, weil sie ja die Mörderin bereits dingfest gemacht haben, setzen Tönne und Gül an. Dem Zufall ist es zu verdanken, dass der Mord gerade um die Zeit der Dreikönigssinger stattfindet, so dass Tönne dort voll einsteigen kann.

Dem Autor ist es schon zu Beginn gelungen, Spannung zu erzeugen, die sich stetig bis zum Ende hin steigerte. Die Auflösung des Mordes hat mich überrascht, denn mit so einem Ende hätte ich nicht gerechnet.
Das Buch verspricht nicht nur für Münsterländer Unterhaltung, man kann ihn auch gut in anderen Regionen Deutschlands genießen. Man lernt auf die Weise ein wenig vom Schlag der Münsterländer kennen, ob man sie jedoch verallgemeinern kann, wage ich zu bezweifeln.
Es ist eine Story, die der Autor mit bravour umgesetzt hat.

Ich habe mich mit dem Buch sehr gut unterhalten gefühlt und empfehle es sehr gern weiter.