Rezension

Toll geschrieben, tolle Geschichte, aber auch sehr fordernd und anspruchsvoll

Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden - Fabio Genovesi

Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden
von Fabio Genovesi

Bewertet mit 4 Sternen

Klappentext:

Es gibt diese Wellen, die aus dem Nichts kommen und dein ganzes Leben durcheinanderwirbeln. Dies geschieht Luna, als ihrem Bruder Luca beim Surfen etwas Schreckliches zustößt. Doch da findet sie am Strand geheimnisvolle Botschaften, die offenbar von Luca stammen, und sie trotzt der Hoffnungslosigkeit: Mit der chaotischsten Mutter, dem trägsten Lehrer, dem altklügsten Jungen und dem garstigsten Opa der Welt stürzt sie sich in ein irrwitziges Abenteuer. Und zwischen antiken Legenden, Geistern der Vergangenheit und Botschaften des Meeres stolpert die Gruppe auf ihrem Roadtrip auch über all die kleinen und großen Wunder des Lebens.

 

Meinung:

Luna ist ein ungewöhnliches Mädchen. Denn Luna ist ein Albino und sticht nicht nur durch ihre weißen Haare und ihre helle Haut hervor,. Und  obwohl das Leben es nicht immer leicht mit ihr meint, so ist sie doch klug und aufgeschlossen, hängt sehr an ihrem Bruder und ihrer chaotischen Mutter. Doch als Luca bei einem Surfunglück ums Leben kommt gerät ihre Welt ins Wanken. Ihre Mutter versinkt in Depressionen und Luna ist plötzlich ganz auf sich alleine gestellt. Aber so viele Steine das Schicksal ihr in den Weg legt, so viel Positives findet Luna in ihrem Leben und besonders am Meer. Lucas Tod hat aber nicht nur das Leben von Luna und ihrer Mutter beeinflusst, sondern auch das Leben des wenig ambitionierten Hilfslehrers Sandro, des ukrainischen Waisenjungen Zot und seines Großvaters wird maßgebend durch Lucas Verlust beeinflusst und verändert.

Fabio Genovesi hat in diesem Roman wirklich fabelhafte Charaktere entworfen, die mit ihren Gefühlen, Gedanken und Einstellungen lebensnah und real wirken. Jeder weist besondere Eigenheiten auf, hat mal größere, mal kleinere Charakterschwächen und Fehler. Und als Leser kann man unheimlich viel von einem selber in den Figuren wiederfinden. Aber die Figuren sind nicht immer einfach und so muss man sich wirklich sehr mit ihnen auseinandersetzen und die Einstellungen und Handlungen hinterfragen und auf sich wirken lassen.

Der Sommer, als wir das Leben neu erfanden ist wahrlich kein leichter Roman, den man einfach mal so zwischendurch liest. Es geht um Trauer und Trauerbewältigung, aber auch um Glück und Frieden, um Familie und Freundschaft. Ist das Buch auf der einen Seite noch tieftraurig und bewegend, schafft der Autor es auf der nächsten Seite schon wieder, dass man ein Lächeln ins Gesicht gezaubert bekommt, weil die Situation sich so absurd oder heiter entwickelt hat, dass die Schwermut aufgelockert wird. Manchmal wurde mir der Roman aber zu viel und ich musste ihn zur Seite legen und mich mit etwas anderem Beschäftigen, um das Gelesene verarbeiten zu können.
Ungewöhnlich ist dieser Roman aber auch durch seine Erzählweise, denn der Autor gibt die Geschichte in drei Sichtweisen wieder und weist seinen drei Hauptprotagonisten einen individuellen Schreibstil zu. So wird Lunas Geschichte in der Ich-Perspektive erzählt, Sandros in der dritten Person und Serena, Lunas Mutter, erzählt ihre Story als auktorialer Erzähler (sie spricht von sich selber in der 2. Person). Ein toller Effekt, der großartig zu diesem Roman passt und den ersten Hintergrund hervorhebt und gleichzeitig leichter macht. Fabio Genovesi kann sehr schön erzählen und die Übersetzerin Mirjam Bitter hat offensichtlich einen hervorragenden Job gemacht, und das Buch sprachlich fesselnd übersetzt. So macht es wirklich Spaß, den Luna und ihren Mitstreitern durch die kleinen und großen Wunder des Lebens zu begleiten.

 

Fazit:

Der Sommer, in dem wir das Leben neu erfanden wirkt mit seinem Titel locker leicht, enthält aber eine tiefgründige, bewegende Geschichte, die manchmal schwer zu verdauen, aber auch voll positiver Momente ist. Der Roman ist kein Buch für eben mal zwischen durch, sondern erfordert die ganze Aufmerksamkeit des Lesers. Ein Roman, der Mut macht, aber auch der Gesellschaft einen Spiegel vorhält und einen über die eigenen Denk- und Handlungsweisen nachdenken lässt. Ein Buch, das die Sehnsucht nach dem Meer weckt.

Von mir gibt es 4 von 5 Punkten.