Rezension

Tolle Actionszenen, manchmal etwas wenig Tiefgang

Blame - Simon Mayo

Blame
von Simon Mayo

Bewertet mit 3 Sternen

What happens when society wants you banged up in prison for a crime your parents committed? That’s the situation in which Ant finds herself – together with her little brother Mattie and their foster-parents, she’s locked up in a new kind of family prison. None of the inmates are themselves criminals, but wider society wants them to do time for the unpunished ‘heritage’ crimes of their parents. Tensions are bubbling inside the London prison network Ant and Mattie call home – and when things finally erupt, they realize they’ve got one chance to break out. Everyone wants to see them punished for the sins of their mum and dad, but it’s time for Ant to show the world that they’re not to blame.

Meine Meinung: 
Ich finde, dass die Inhaltsbeschreibung einen schon sofort fesselt. Man muss sich nur mal vorstellen, dass ganze Familien eingesperrt werden, weil die Vorfahren kriminell waren. Dieses Szenario finde ich überhaupt nicht abwegig, weil die Menschheit danach giert für alles und jeden einen Schuldigen zu finden. Warum also nicht die Kinder für die Taten der Eltern bestrafen? Schließlich haben die Kinder ja durch die Taten ein schönes Leben gehabt und vielleicht sogar ein schöneres als jemand, der nicht kriminell war. 
Die Idee finde ich super und sie ist auch absolut gut umgesetzt. Wir erleben Ant und Mattie und ihre Zeit im Gefängnis. Den Alltag dort finde ich sehr interessant und sehr authentisch dargestellt. Ich finde realistisch, dass die Wärter bestochen werden, damit es mehr für die Insassen gibt. Unrealistisch finde ich aber das erste Kapitel des Buches, in dem Ant einfach mal so das Gefängnis verlassen kann. Das ist mir dann doch etwas zu abgehoben. Aber dies vergeht nach einiger Zeit, weil dann einfach andere Sachen wichtiger werden. 

Ganz zu Beginn stellt man sich die Frage "Warum haben diese Aufstände eigentlich angefangen?" - diese Frage begleitet einen durch das ganze Buch. Es passieren daraufhin neue Sachen, die ebenfalls neue Fragen aufwerfen. Nach kurzer Zeit gibt es 3-4 zentrale Fragen - die Antworten auf diese sind eigentlich die Grundlage der nachfolgenden Ereignisse. Man bekommt aber keine Antwort. Am Ende werden einige Fragen beantwortet, aber eben auch nicht alle. Ich hatte die ganze Zeit in der Geschichte das Gefühl, dass mir eine gewisse Grundkenntnis fehlt. Ich habe wirklich überlegt, ob ich was überlesen habe. Niemand in der Geschichte stellt sich diese Fragen, obwohl sie einfach so offensichtlich sind. Erst am Ende fällt Ant diese Ungereimtheit auf und bekommt auch eine Antwort. Mir kam das ehrlich gesagt etwas zu spät. Einerseits kam zu spät, dass Ant sich selbst die Frage stellt und auch die Antwort kam mir zu spät und war dann irgendwie auch zu lasch. Durch dieses stetige Gefühl des "diese Information fehlt mir" konnte ich die Ereignisse gar nicht so genießen. Die Actionszenen waren super, alles was so passiert, habe ich in der Art noch nirgends gelesen und das war daher wirklich gelungen, aber jedes Mal schwebte die Frage über diesen Ereignissen. Und die Antwort am Ende ist dann meiner Meinung nach nicht mal richtig befriedigend. Ich hatte bei der Auflösung das Gefühl, dass einem immer noch ein paar Infos fehlten. Mir fehlte da einfach ein bisschen Tiefgang. Viele Dinge werden angeschnitten, aber dann nicht im Detail zu Ende gebracht. Das ist für mich einfach nicht ganz ausreichend. 

Ich muss aber auch sagen, dass mich diese offene Frage zwar die ganze Zeit total beschäftigt hat und mich irgendwann auch genervt hat, aber sie hat natürlich auch die Spannung oben gehalten. Das führte dann aber eben auch dazu, dass mir die Antwort zu unbefriedigend war. Das führte halt irgendwie zu so einem zwiespältigen "Ach so richtig doll ist das jetzt aber nicht"-Gefühl. Im Gesamten muss ich aber nochmal betonen, dass die Idee und die Umsetzung der Geschichte absolut einzigartig sind. Die Figuren und auch die Geschehnisse sind einfach sehr vielfältig und absolut nervenaufreibend. Das fand ich wirklich gut. Ich schwanke die ganze Zeit zwischen 3 und 4 Sternen, aber ich hätte mir einfach ein bisschen mehr für das Ende gewünscht. Daher sehr sehr gut gemeinte 3 Sterne!

Fazit: 
Ein absoluter actionreicher Thriller, der insbesondere durch eine neue Idee und eine tolle Umsetzung glänzt. Die Actionszenen waren gut und sehr sehr spannend. Leider werden ganz zu Beginn 3-4 zentrale Fragen aufgeworfen, die am Ende recht unbefriedigend beantwortet werden. Die Figuren in der Geschichte stellen sich diese Fragen nie selbst, was ich ziemlich unrealistisch finde. Dadurch hatte man auch immer das Gefühl, dass einem als Leser eine gewisse Grundkenntnis fehlt und man was überlesen hat. Die Auflösung ist mir leider zu lasch und ich hätte mir da mehr Tiefgang gewünscht. Dennoch ist die Geschichte absolut gut geschrieben und gemacht. Ich lande daher bei sehr gut gemeinten 3 Sternen!