Tolle Kombination
Bewertet mit 5 Sternen
Die Autorin Liv Winterberg hat in ihrem zweiten Roman eine andere Raumbegrenzung gewählt als in ihrem ersten, räumlich weit gefassten Roman. Sie kommt mit wenigen Hauptfiguren aus, die charakterlich sehr ausgeprägt werden. Die einzelnen Figuren sind eng verwoben, allein schon durch den Umstand, dass es in der Hauptsache die Bewohner des Dorfes und des nahegelegenen Schlosses sind, die bisher eine jeweils in sich autarke Einheit bildeten, in der jeder den anderen kennt und mit seinen Eigen- und Besonderheiten zum Wohle der Gemeinschaft trägt. Randpersonen, wie der Herzog oder auch der Erzbischof, werden nicht derart ausgeprägt beschrieben, haben jedoch auch in der Kürze einen deutlichen Charakter. Geschickt hat die Autorin jeden ihren Protagonisten eine Unentbehrlichkeit in der Handlung erschaffen.
Liv Winterberg schafft es, sofort eine Spannung zu erzeugen, die sich über das gesamte Buch hält, teilweise unerwartete Wendungen nimmt und zu einem sehr guten Plot gelangt. Mehrmals vermutet der Leser einen oder mehrere Täter, sieht Zusammenhänge und Hintergründe, wird dann aber wieder auf andere Spuren geleitet. Bestechend ist dabei, dass dies scheinbar mühelos wirkt. Keine unnötigen, über lange Passagen ausgearbeiteten Beschreibungen von z.B. Landschaften, Räumlichkeiten o.Ä. Dennoch ist man als Leser mitten im Geschehen, es fehlt nichts, um sich alles vorstellen zu können und in die Welt der Bretagne um 1440 abtauchen zu können.
Der Roman wird vom Verlag Historischer Roman" genannt. Das ist natürlich völlig korrekt. Dass sich hinter dieser Bezeichnung jedoch außerdem ein großartiger Kriminalroman sowie ganz nebenbei auch eher untergeordnete Beziehungsstränge verbergen, hat dieses Buch zu einem außerordentlich fesselnden Page-Turner" werden lassen.
Gratulation, Frau Winterberg!!!