Rezension

Toller Auftakt einer romantischen Historientrilogie

Hurentochter - Die Distel von Glasgow - Tabea Koenig

Hurentochter - Die Distel von Glasgow
von Tabea Koenig

Das Buch „Die Hurentochter“ von Tabea König erzählt, wie der Name schon sagt, die Geschichte der Hurentochter Emily im Schottland des 19. Jahrhunderts. In einem Bordell aufgewachsen wünscht sich Emily nichts mehr, als ein anständiges, gut bürgerliches Leben zu führen. Das ist jedoch nicht so einfach, wenn man den Stempel Hure aufgedrückt bekommen hat, auch wenn man keine ist. Doch Emily ist wild entschlossen, ihren Traum wahr werden zu lassen. Unterstützt wird sie dabei von ihrem besten Freund Liam und ihrer Freundin Christine. Dann sterben Leute, es geschieht ein Mord und Emily muss nicht mehr nur um einen guten Ruf, sondern ums nackte Überleben kämpfen.

 

Die Geschichte wird von einem allwissenden Erzähler geschildert, der mal in diese, mal in jene Perspektive schlüpft, wobei natürlich das Hauptaugenmerk auf Emily liegt.

Der Schreibstil lässt sich flüssig lesen und die Autorin verwendet, meiner Meinung nach, genau die richtige Menge an Details, sodass man die Szenen vor seinem inneren Auge sehen kann, es aber nicht zu viel wird. Das hat mir gut gefallen, genauso dass die Autorin immer wieder auf das Bild der Distel und damit verbundene Vergleiche zurückgreift. Titel, Cover und Geschichte sind da wirklich sehr stimmig!

 

Da ich hier noch beim Thema Sprache bin, möchte ich noch eine kleine „Rüge“ an den Verlag aussprechen. In dem Buch finden sich noch zahlreiche Tippfehler, doppelte Wörter oder grammatikalisch falsche Endungen. So etwas darf, wie ich finde, bei einem Verlag nicht passieren und hat meinen Lesefluss mehrmals unterbrochen. Ein erneutes Korrektorat wäre daher zu empfehlen.

 

Nun zum Inhaltlichen. Die Geschichte hat mich gleich auf der ersten Seite abgeholt, da der Prolog neugierig auf die Geschichte macht und das Setting grob vorgestellt wird. Danach taucht man gleich in Emily’s Welt und ihre Wünsche und Sehnsüchte. Diese konnte ich sehr gut nachvollziehen, hatte aber trotzdem immer wieder so meine Probleme mit Emily, weil es manchmal den Anschein hatte, als würde sie auf die anderen Huren herabblicken und manches Mal war sie auch so verbohrt in ihren Ansichten, nur um sie dann aus der Not heraus zu ändern und dann wütend zu werden, wenn andere das nicht verstehen können. Ja, Emily hat mich so manches Mal genervt, aber es muss einem ja nicht jeder Mensch bzw. Buchcharakter sympathisch sein ;) Pluspunkte hat sie bei mir gesammelt, weil sie sich im Verlauf der Geschichte weiterentwickelt und auch mal eigene Fehler erkennt und einsieht.

Liam war mir von Anfang an sympathisch und ich hatte mehr als einmal Mitleid mit ihm, weil er so planlos wirkte und es irgendwie nie schaffte, sich richtig auszudrücken. Doch auch er ist lernfähig, wenn auch nur langsam... 

Insgesamt gibt es in dem ganzen Buch immer Fortschritte und neue Entwicklungen, die Zeit steht nicht still, was mir gut gefallen hat. Dennoch hatte ich das Gefühl, dass manchmal alles Schlag auf Schlag kam und dann war ich auch mitten in der Geschichte und blätterte die Seiten mit Feuereifer um. Doch dazwischen gab es ein paar Begebenheiten, bei denen sich das Ganze gezogen hat, insbesondere beim Liebesdrama war es mir dann irgendwann etwas zu dick aufgetragen und ein Problem zu viel. Aber das liegt vermutlich daran, dass ich kein großer Freund solcher Missverständnisse bin. 

 

Die Idee hinter dem Buch finde ich klasse und das Setting war interessant gewählt und stimmig. Allerdings wusste ich aufgrund der vielen Perspektiven recht schnell, was hinter der Geschichte steckt, was dann ab und an zu Frust mit den Protagonisten führte, weil die es nicht kapierten. Bin scheinbar doch ein ungeduldiger Mensch.

 

Alles in allem ein toller Historienroman mit Romantik, Irrungen und Wirrungen vor einer tollen und schön beschriebenen Kulisse. Es gibt ein paar Längen, aber auch rasante Stellen, sodass ich dieses doch recht dicke Buch ziemlich schnell verschlungen habe. Obwohl das Buch zu einer Trilogie gehört, ist die Geschichte in sich abgeschlossen, was ich super finde!

Nun bin ich gespannt auf den zweiten Teil, der sich Christine widmet, die mir in diesem Buch schon dank ihrer forschen und freundlichen Art gefallen hat.

 

Vielen Dank an NetGalley und den Piper Verlag für die Bereitstellung des Leseexemplars, was jedoch keinen Einfluss auf meine Meinung hat.