Rezension

Toller Lesespaß!

Cryer's Cross - Lisa McMann

Cryer's Cross, deutsche Ausgabe
von Lisa McMann

Bewertet mit 4 Sternen

Zugegeben: Nach dem sehr enttäuschenden Auftakt der “Wake”-Trilogie wollte ich eigentlich kein Buch mehr von Lisa McMann lesen, aber dann habe ich zufällig “Cryer’ Cross” entdeckt und der Klappentext machte mich neugierig. Also habe ich mir ein Herz gefasst und Lisa McMann noch einmal eine Chance geben – und diese wurde mehr als nur genutzt.

Ich bin sehr begeistert von diesem Buch. Die Atmosphäre ist oftmals sehr düster, die Charaktere sind trotz ihrer Macken allesamt unglaublich toll und die Geschichte war für mich (fast) bis zum Schluss unvorhersehbar.

Lisa McMann hat einen tollen Schreibstil. Sie beschreibt das Leben in dem Dorf Cryer’s Cross sehr intensiv und ausführlich, sodass man sich vieles davon bildlich vorstellen kann. Das Dorf ist quasi eine Aneinanderreihung von Höfen und kleinen Läden, dazu gibt es eine Schule und jede Menge Felder. Handys gibt es nicht, da sich das Dorf in einem Funkloch befindet und die Schule befindet sich lediglich in einem einzigen Raum. Dazu wird die Geschichte stellenweise unglaublich spannend geschrieben. Oftmals war die Geschichte für mich unvorhersehbar und hatte so einige Überraschungen für mich bereit, mit denen ich absolut nicht gerechnet hätte. Die Mischung aus Thriller und Fantasy/Mystery ist der Autorin mehr als gelungen und somit ist “Cryer’s Cross” ein spannender Lesespaß.

Die Menschen sind bescheiden, aber sympathisch. Besonders Kendall ist unglaublich toll. Sie ist nicht die typische Protagonistin, die bei den Jungs sonderlich beliebt ist oder gar durch Aussehen oder Mut besticht. Vielmehr ist sie ein junges Mädchen, dass mit vielen Zwängen zu kämpfen hat und sich täglich mit dem Alltag auseinandersetzen muss, da sie oftmals sogar schon Probleme hat ihr Klassenzimmer zu betreten. Sie muss außerhalb der Farm oder der Schule ständig alles abzählen, dreht sich mehr als unnötig nach Fremden um und hat sich immer auf ihren besten Freund Nico verlassen können – bis dieser spurlos verschwindet.
Nico ist zwar recht sympathisch, konnte mich aber nicht ganz von sich überzeugen. Er behandelt Kendall stellenweise wie sein Eigentum, obwohl sie sich noch nicht völlig zu ihm bekennen möchte. Dazu legt er ihr Steine in den Weg, indem er ihr die erhoffte Tanzschule nicht gönnt. Sein Verschwinden ist toll inszeniert, zumal es zunächst keinerlei Ansätze gibt, wo er sein könnte.
Sehr interessant und absolut undurchschaubar ist dagegen Jacian, der mit seiner Familie zu seinem Großvater nach Cryer’s Cross gezogen ist. Da Tiffany ungefähr mit seiner Ankunft verschwindet, gerät er schnell in Verdacht, etwas mit dem Verschwinden zu tun zu haben. Dazu fühlt er sich in dem kleinen Dorf alles andere als wohl, da er seine Freundin und die Hoffnung auf eine Fußballkarriere gleichzeitig mit dem Ort zurücklassen muss. Er ist Kendall gegenüber oftmals unfreundlich und abweisend und ist nur schwer zugänglich, was sich jedoch zum Glück ändert, da sie ein paar gemeinsame Interessen haben.

Die Auflösung der Geschichte empfand ich zunächst als etwas eigenartig, jedoch ist es im Nachhinein die einzig richtige Auflösung, da es sehr gut zum Ort passt. Ein wirklicher Showdown ist es aber nicht unbedingt, da sich dieser schon viel zu früh ankündigt und man ungefähr erraten kann, wohin es Kendall führt. Jedoch ist dies so spannend geschrieben, dass man dies der Autorin gerne verzeiht. Dazu ist es schön zu sehen, dass es auch in Jugendbüchern nicht unbedingt immer nur ein Happy End gibt. Von daher: Alles toll und stimmig!

Ein weiterer Pluspunkt ist das schöne Cover. Die eingeritzten Buchstaben auf dem Pult sind sehr passend und ausschlaggebend für die Geschichte, dazu passt die Dunkelheit ebenfalls sehr gut zur Handlung. Die Kurzbeschreibung ist ebenfalls gelungen. Sie liest sich spannend und animiert direkt zum Weiterlesen.

Insgesamt hat mich “Cryer’s Cross” sehr überrascht. Ich hätte wahrlich nicht mit einer so guten Geschichte gerechnet. Sympathische Charaktere, eine düstere Stimmung und ein interessanter Ort machen das Buch zu einem spannenden Lesevergnügen. Lisa McMann hat ihre zweite Chance definitiv genutzt. Absolute Leseempfehlung!