Rezension

Tolles Thema geht in akuter Langeweile verloren

Die goldene Stadt, 8 Audio-CD - Sabrina Janesch

Die goldene Stadt, 8 Audio-CD
von Sabrina Janesch

Bewertet mit 2 Sternen

Wer ist Augusto Berns? Wer ist der Mann, der behauptet, die legendäre "goldene Stadt" im unwegsamen peruanischen Dschungel entdeckt zu haben und der sogar mit Präsident Cáceres per du ist? Von seiner Geburtsstadt Uerdingen begleiten wir August oder Augusto Berns nach Peru, nach Panama, Amerika und in den tiefsten Dschungel.

Ich habe großen Respekt vor der Rechercheleistung, die dieser Romanbiografie zugrunde liegt. Auch der Sprache merkt man das Können der Autorin an. Hier gibt es absolut nichts auszusetzen. Was Janesch bei alldem aber nicht geschafft hat, war Augusto Berns wirklich sympathisch wirken zu lassen. Nicht in dem Maße zumindest, dass mich sein ganzes Leben interessiert hätte.

Zu Beginn des Romans war ich noch hin und weg. August als Kind und Jugendlicher mit seiner sprühenden, bildhaften Fantasie, der Faszination für Geschichte, den Anekdoten aus seiner Schulzeit und seiner Familie: Einfach toll! Doch mit jeder weiteren Station in seinem Leben, hat mich die Geschichte ein wenig mehr verloren. August kommt in Peru, dem Land seiner Träume an, gerät in den Krieg und muss viele Schwierigkeiten überwinden bis er endlich endlich seinen Traum als Entdecker in den Dschungel zu gehen verwirklichen kann. Leider wurde es mir dabei zu Episodenhaft. Auch ist Berns selbst recht kühl beschrieben. Wir tauchen nicht allzu tief in seine Gedankenwelt ein, sodass ich die Pläne des intelligenten jungen Mannes meist nicht nachvollziehen konnte. Es wirkt recht unpersönlich und von dem verträumten Jungen bleibt schließlich nicht mehr viel übrig. Nur seine Obsession, die "goldene Stadt" bleibt ihm erhalten und treibt ihn an.

Eine weniger streng chronologische Erzählweise hätte die Geschichte vielleicht noch etwas auflockern können. Oder ein größerer Fokus auf Berns "El Dorado". Dafür, dass diese Stadt sein ganzes Leben bestimmt und er sie leidenschaftlich sucht und liebt kommt sie meines Erachtens etwas zu kurz. Dabei wäre die Ruinenstadt weitaus interessanter gewesen, als Berns andauernde Versuche Geld für seine Expedition aufzutreiben.

Was mich dann tatsächlich geärgert hat, waren einfach diverse fehlende Informationen. Ich höre mich durch 11 Stunden Hörbuch und muss erst in den Wikipediaartikel schauen, um zu erfahren, dass es hier um die Stadt Machu Piccu geht, dass Janesch hierfür umfangreiche eigene Recherchen betrieben hat und alles weitestgehend auf wahren Begebenheiten beruht. Das ist es doch gerade, was Interesse weckt und mich als Leser die Geschichte besser einordnen lässt. Ich hoffe, diese Infos standen zumindest irgendwo in der Printversion und sind nur in der Hörbuchfassung untergegangen.

Wahrscheinlich wäre ich wegen der schönen Sprache mit der Printausgabe etwas besser weggekommen. Das Hörbuch hat mich über weite Teile sehr gelangweilt, was wirklich schade ist, denn generell ist Augusto Berns eine faszinierende Figur. Wohl dem, der von Anfang an weiß, dass es sich hier nicht ausschließlich um Fiktion handelt...

Wer auf ein Dschungelabenteuer in den Anden hofft, wird mit der "Goldenen Stadt" nicht auf seine Kosten kommen. Wer sich für Geschichte und das Peru der 1850er und 60er Jahre interessiert schon eher. Durch die akute Langeweile und die fehlenden Infos fällt mein Fazit leider negativer aus, als das Buch es  wahrscheinlich verdient hätte. 

Kommentare

wandagreen kommentierte am 17. Mai 2020 um 19:00

So ging es mir auch. Ich habe nicht lange durchgehalten und nach relativ kurzer Zeit schon abgebrochen.
 

Wärst du nicht. Du wärst mit der Printausgabe nicht besser klargekommen. Das Buch war langweilig. Langweilig. Und - wie soll ich es beschreiben? Langweilig. Ich hab mich noch etwas durchgeblättert, aber es wurde an keiner Stelle besser.

Tapferes Minzi: durchgehalten!