Rezension

Traf leider nicht meinen Lesegeschmack

Babylon - Thomas Thiemeyer

Babylon
von Thomas Thiemeyer

Bewertet mit 2 Sternen

Nach den Ereignissen in Spitzbergen hat sich die Archäologin Hannah Peters zusammen mit ihrer Tochter Leni und ihrem Partner John zu Ausgrabungen in Messe, Griechenland zurückgezogen. Doch nach Jahren der Ruhe erhält sie Besuch von ihrem Sponsor Norman Stromberg. Er will unverzüglich gemeinsam mit John in den Nordirak reisen, um sich dort den vielversprechenden Bodenfund eines Professors näher anzusehen. Die Region ist ein Pulverfass, besonders da dort gerade erst auf unerklärliche Weise für kurze Zeit sämtliche Elektronik versagt hat. Als die beiden an der Fundstelle eintreffen, ist der Professor tot – er hat sich selbst umgebracht. Kann das Rätsel rund um den Fund gelöst werden und eine Erklärung für die Vorfälle gefunden werden? Eins wird bald klar: Für Antworten müssen die Forscher einen hohen Preis bezahlen…

In die Reihe rund um die Archäologin Hannah Peters bin ich mit „Valhalla“ quereingestiegen. Nachdem ich dieses Buch absolut spannend fand, hatte ich große Lust auf ein weiteres Abenteuer mit dieser Protagonistin. Als ich las, dass der Schauplatz diesmal der Nordirak ist, das als echtes Pulverfass gilt, hoffte ich, dass dennoch das Mystery-Abenteuer und nicht die Politik im Fokus der Geschichte stehen würde.

Das Buch startet mit der Perspektive des Professors, der mitten in der Wüste den Eingang zu einem unterirdischen Tempel findet. Das Bauwerk scheint noch weiter in die Tiefe vorzudringen, doch ein Portal hindert ihn an einer weiteren Erkundung. Mehr erfährt der Leser über diese Entdeckung erst einmal nicht, doch meine Neugier war geweckt. Der Autor nimmt sich allerdings Zeit, die Charaktere zu diesem Schauplatz zu bringen. Während Norman und John sich gleich auf den Weg machen, bricht Hannah mit Leni nach Antikythera auf, um dort einem in Verbindung mit dem Fund stehenden Hinweis nachzugehen. Außerdem lernt man die Reporterin Leslie Rickert kennen, welche in der Nähe des Fundortes unterwegs ist und in Gefangenschaft gerät.

Bald musste ich feststellen, dass Politik und Religion in diesem Buch viel Platz einnehmen. Das traf leider nicht meinen Geschmack. Die sowieso heikle Lage in der Region wird durch die mysteriösen Ausfälle der Elektrik und die damit verbundenen Konsequenzen noch brisanter. Vor allem in den Kapiteln rund um Leslie wird sehr viel darüber diskutiert und klare, gegensätzliche und teils extreme Meinungen vertreten. Vom erhofften archäologischen Abenteuer fehlte hingegen erst einmal jede Spur.

Im Nachhinein versteht man als Leser besser, warum der Autor diese lange Anlaufphase in allen Perspektiven wählt. In Vorbereitung auf die letzten 200 Seiten ist es wichtig, gewisse Facetten der Charaktere kennenzulernen und ihre Motive zu verstehen. Erst dann geht es endlich um die Erkundung des gefundenen Bauwerks. Was hier passiert, das hat mich überraschen können. In diesem abgedrehten Horrorabenteuer ist wirklich niemand mehr sicher. Für mich gab es hier aber zu viel Action und zu wenig Emotion, denn dafür geht alles viel zu schnell. Ich kam einfach nicht mehr hinterher und meine Stimmung wurde zunehmend unbeteiligter. Das Ende ist schließlich ein klug durchdachter Schachzug, durch welchen im Rückblick vieles verständlicher wird.

„Babylon“ führt den Leser in den Nordirak, wo ein unterirdischer Fund erkundet werden will. Die Kombination von Mystery-Horror-Abenteuer und aktuellem, fiktiv verschärftem Kriegsgeschehen ist sicherlich nicht per se schlecht, traf aber leider nicht meinen Lesegeschmack. Dennoch muss ich anerkennen, dass der Autor eine gelungene Erzähltechnik anwendet. Für die richtige Leserschaft ist dieses Buch bestimmt ein tolles Leseabenteuer, für mich war es das leider nicht.