Rezension

Tragische Ereignisse, Geheimnise und verschwiegene Wahrheiten

I Saw a Man - Owen Sheers

I Saw a Man
von Owen Sheers

Bewertet mit 4 Sternen

Ist eine Geschichte, die niemand liest, nur die Hälfte wert?

I Saw a Man von Owen Sheers beginnt wie ein klassischer Thriller. Ein Mann betritt in London das Haus seiner Nachbarn durch die offenstehende Hintertür, in der Annahme, dass niemand zu Hause sei. In diesen wenigen Minuten, in denen sich Michael Turner im Haus der Nelsons befindet, passiert etwas außergewönlich Tragisches.

In Rückblenden auf mehreren Zeitebenen erzählt Sheers von Michael, seiner Frau Caroline, einer Journalistin, die in Pakistan ums Leben kommt, von Josh und Samantha Nelson und ihren bezaubernden Kinder, deren Ehe nur mehr Fassade ist und von einem amerikanischen Soldaten, der fernab der Geschehnisse einen kleinen Stein ins Rollen gebracht hat.

Wieder einmal geht es um die Fragestellung, was wäre, wenn nicht eine falsche Entscheidung zum falschen Zeitpunkt, am falschen Ort getroffen worden wäre. Wie umgehen mit einem belastenden Geheimnis, mit Schuld und Verantwortung. Verschwiegene Wahrheit ist doch nichts anderes, als ein gut verschütteter Müllberg, die nach dem nächsten Regen wieder zum Vorschein kommt.

Die Geschichte, die Michael letztlich aufschreibt wird vielleicht niemand lesen, aber die Wahrheit wurde erzählt, das eigene Gewissen bereinigt. Sie wurde zum Abschluss gebracht, vielleicht auch irgendwann mal für alle anderen Beteiligten.