Rezension

Traumhaft schön

Emily Pferdeflüsterin - Mila Sternberg

Emily Pferdeflüsterin
von Mila Sternberg

Bewertet mit 5 Sternen

„...Und wie bekommen wir so viel Geld, dass wir ein Haus auf dem Land kaufen können? Und ein Pferd? Und du deine Kunden aufgeben kannst?...“

 

Emily wünscht sich ein Pferd. Das bringt das obige Zitat zum Ausdruck. Acht Monate später ist es so weit. Sie kann sich ein Pferd aussuchen, denn sie hat in einer Quizshow viel Geld gewonnen.

Die Autorin hat ein berührendes Kinderbuch geschrieben. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen.

Die Protagonistin Emily lebt nach dem Tode der Muttr mit ihrem Vater Paulus, einem Fotografen zusammen. Emily kann elektrische Geräte auseinander nehmen und zusammenbauen, sie ist ein Genie in Mathematik, begegnet aber den Menschen mit Distanz. Dazu kommt ihre unbedingte Ehrlichkeit. Sie sagt, was sie denkt.

Entgegen aller Ermahnungen entscheidet sich Emily für die Stute Runa. Schnell spürt sie, dass das Pferd traurig ist, denn Emily hat eine besondere Antenne zu Tieren.

 

„...Emily saß auf den obersten Querbalken des Koppelzauns. Nur wenige Meter entfernt von der Stelle, an der Runa stand und graste. Allein, abseits der Herde, fast so, als hätte sie einen unsichtbaren Kreis um sich gezogen, der die anderen Pferde fernhielt...“

 

Sehr berührend ist die nonverbale Konversation zwischen Runa und Emily.

 

„...“Du brauchst die anderen“, flüstert Emily. „Warum lässt du sie nicht in deinen Zauberkreis?“ Runa sah sie lange an, als wollte sie sagen: Das könnte ich dich genauso fragen...“

 

Emily weiß, dass sie Runa helfen kann. Dafür wächst sie über sich hinaus. Sie stellt sich einer Aufgabe, die sie an die Grenzen ihrer Kräfte bringt. Hinterher resümiert sie:

 

„...Kinder wachsen an Herausforderungen. Wenn sie etwas Schwieriges bewältigen, gewinnen sie an Selbstbewusstsein. Und je mehr Selbstbewusstsein sie haben, desto eher können sie beim nächsten mal etwas noch Schwieriges bewältigen...“

 

Auch in der neuen Schule wartet eine Überraschung auf sie. Lea, eine Mitschülerin, wirbt um ihre Freundschaft und zeigt dabei die nötige Achtsamkeit.

Natürlich eckt Emily mit ihrer Wahrheitsliebe gern einmal an, obwohl sie das nicht möchte. Sie kann nicht anders. Allerdings kommt es dabei auch zu humorvollen Situationen.

Das Verhältnis zwischen Vater und Tochter ist sehr vertrauensvoll. Paulus weiß, wo er sein Kind beschützen muss und wo er ihr neue Freiräume gestatten kann.

Der Schriftstil ist kindgerecht, aber nicht kindlich. Er bringt das Besondere zum Ausdruck. Das zeigt sich insbesondere in den gut ausgearbeiteten Dialogen.

Viele Illustrationen veranschaulichen die Handlung. Sehr schön gestaltet sind ebenfalls die Kapitelanfänge. Der Titel steht in Schreibschrift. Dann folgt ein Blumenbild, bevor Ort und Datum genannt werden.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Es hat auch uns Erwachsenen eine Menge zu sagen.