Rezension

Trist aber treffend!

Die Mansarde - Marlen Haushofer

Die Mansarde
von Marlen Haushofer

Bewertet mit 3 Sternen

In „Die Mansarde“ beschreibt Haushofer den Alltag einer österreichischen Hausfrau der ersten Nachkriegsgeneration. Dieser richtet sich stark nach ihren Mann und ist von einer unterschwelligen Unzufriedenheit und Resignation durchzogen, die manchmal nur schwer auszuhalten ist. Die Erzählerin hat eine Abneigung gegen die alltäglichen Haushaltstätigkeiten. Das Essen kommt ihr fad vor, besonders im Vergleich zu dem, was es in ihrer Kindheit auf dem Land gegeben hat. Und selbst ihr einziges Hobby, das Zeichnen, frustriert sie zunehmend. Und dann tauchen plötzlich anonyme Briefe mit alten Tagebucheinträgen von ihr auf, die sie an eine Zäsur in ihrem Leben erinnern, die sie lieber vergessen möchte.

Für diesen Roman braucht man Geduld und sollte ihn wegen der genauen Beobachtungen und der kleinen Details lesen, nicht aber wegen der Handlung. Denn diese ist kaum vorhanden. Ich muss zugeben, mir hat diese Geduld etwas gefehlt aber ich habe eine Hochachtung dafür, was hier alles zwischen den Zeilen steht.

Auf den ersten Blick wird eine Ehe beschrieben, in der Nähe und Offenheit fehlen. Sowie ein Alltag, der in seiner Eintönigkeit steril wirkt und nie das war, was die Erzählerin sich für ihr Leben gewünscht hat. Es hat mich sehr bedrückt, dass die Erzählerin, die früher einmal mit ihren Illustrationen Geld verdient hat, auf Wunsch ihres Mannes nur noch als Hobby zeichnet. Es steckt so viel in dieser Figur und ihren analytischen Gedanken, das nie nach außen dringt, dass man sie fast schütteln und zum Leben zwingen möchte!

Auf den zweiten Blick werden hier aber auch die Folgen der Kriegszeit, des Nationalsozialismus und erlebter Traumata deutlich. Isolation, Einsamkeit, fehlende Kommunikation und Verdrängung sprechen aus fast jeden Aspekt im Leben der Erzählerin.

Wie schon gesagt lebt dieser Roman nicht von der Handlung und macht wahrscheinlich den Lesern am meisten Freude, die gerne analysieren und einen zweiten Blick auf das Geschriebene werfen. Ich war zwar ein großer Fan der Stimmung des Romans und der mal zynischen, mal druckreifen, mal besänftigenden Gedanken der Erzählerin aber insgesamt ist mir im Laufe der Geschichte die Geduld ausgegangen. Ein wenig zu starr, ein wenig zu lang, ein wenig zu ruhig. Aber die großartige Schriftstellerin merkt man diesem Buch trotz allem an!