Rezension

tropf tropf tropf

Sag nie ihren Namen
von James Dawson

Bewertet mit 5 Sternen

Es ist Halloween - im Mädchen-Eliteinternat sitzen Bobby und Naya mit anderen Mädchen aus ihrem Jahrgnang und, verbotenerweise, auch mit ein paar Jungs aus dem naheliegenden Ort zusammen. Als sie in einem Waschraum den berühmten Geist der Bloody Mary, die angeblich Schülerin dieses Internats war, heraufbeschwören sollen, glaubt zunächst niemand, dass das wirklich funktioniert. Und auch als Bobby am nächsten Tag eine mysteriöse Botschaft erhält, glaubt sie, dass ihr jemand einen Streich spielen möchte. Doch die Zufälle häufen sich und nicht nur bei Bobby passiert ungewöhnliches, auch die anderen Mitbeschwörer erhalten merkwürdige Botschaften.
Bis jetzt war mir dieser Autor unbekannt und wirklich aufmerksam machte mich das Cover auf diesen sehr spannenden und überzeugenden Jugendthriller. Der Schreibstil ist absolut flüssig und zieht einen nur so in die Geschichte. Dem Autor gelingt es, immer wieder aufs Neue eine unheimliche Atmosphäre zu erzeugen und durch geschickte Perspektivenwechsel lässt er seine Erzählung lebendig werden. Die Sprache ist jugendlich und als Leser fühlt man sich, als würde man das ganze selbst erleben. Ich habe förmlich vor einem Spiegel gestanden und Bloody Mary beschworen und ganz ehrlich, dabei eine Gänsehaut gehabt. Durch eine lebendige, überaus bildhafte Sprache, läßt der Autor seine Figuren und die beschriebene Umgebung lebendig werden. Ich hatte viele Gruselmomente und man merkte einfach, dass der Autor dieses Genre bevorzugt. Er läßt ein wirklich gutes Kopfkino entstehen, besticht durch seinen Ideenreichtum und läßt keinerlei Langeweile entstehen. Auch durch die Schauplätze, die er wählt, wird das ganze lebendig und schauerlich und sorgt noch einmal mehr für eine gruselige Grundatmosphäre.

Die Charaktere sind eher klischeehaft, da wären die Queen der Schule, die intelligente Aussenseiterin mit der eher quirligen Freundin und der schöne heldenhafte Junge. Hier hat der Autor sich an bekannten Elementen bedient, doch sie so geschickt lebendig werden lassen, dass sie mir nicht langweilig wurden. Bobby, die Protagonistin, ist die Tochter einer alternden Schauspielerin. Sie gehört zu den intelligenteren Schülerinnen, trägt eine dicke Brille und ist auch eher ruhig und schüchtern. Sie glaubt zuerst nicht, dass es sich tatsächlich um Mary handeln könnte, die ihr da erscheint, doch je mehr passiert, desto mehr beginnt sie zu akzeptieren. Caine ist, trotz seines fantastischen Aussehens, ein sehr sympathischer junger Mann und Naya ist die lebendige, lustige Freundin. Gerade diese Wahl der Charaktere lassen das Buch dann auch wieder mehr wie ein Jugendbuch, dass es ja auch ist, erscheinen. Was mir, als erwachsene Leserin, aber keinen Abbruch getan hat.

Mein Fazit: ein durchweg unheimlicher, spannender Jugendthriller, der gerade durch das, was er nicht ausspricht, lebendig wird und für das richtige Mass an Grusel sorgt. Wer kein hochtrabendes, literarisches Werk mit viel Tiefgang erwartet, wovon ich beim Lesen des Klappentextes auch nicht ausgehe, ist mit einem flüssig zu lesenden Pageturner im Mysterybereich goldrichtig. Auch für erwachsene Leser, die z. B. Filme wie The Ring mögen, geeignet. Ich habe mich gegruselt und tatsächlich ein- zweimal mehr Licht angemacht als üblich.