Rezension

Trost ermittelt wieder

Der Engel von Graz - Robert Preis

Der Engel von Graz
von Robert Preis

Bewertet mit 5 Sternen

In "Der Engel von Graz" ermittelt Armin Trost in seinem vierten Fall. Viel hat sich seit seinem letzten spannenden Fall geändert. Sein Kollege Johannes Schulmeister ist seit Monaten spurlos verschwunden, und auch wenn Trost und Schulmeister nicht wirklich dicke waren macht es ihm zu schaffen, dass er nicht die winzigste Spur von ihm findet. Schulmeisters Geist hängt wie ein düsterer Schatten über Trost. Armins Ehe scheint endgültig gescheitert zu sein, seine Frau Charlotte ist ausgezogen und hat die jüngeren Kinder mitgenommen. Trost selbst verbringt die meiste Zeit in seinem Baumhaus, das für ihn ein Rückzugsort geworden ist. Soviel zu Trosts aktueller  Situation, die düsterer nicht sein könnte.

In einem Museumsdorf bei Stübing wird die grausam zugerichtete Leiche einer Frau aufgefunden, das Herz fehlt. Zwei Kollegen vom örtlichen Revier sind vor Ort, Kollegen wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Sie warten auf das Erscheinen von Trost und seinem Team. Kaum ist die Identität der Toten geklärt gibt es den nächsten Leichenfund. Wo ist der rote Faden der die Morde miteinander in Verbindung bringt? Ein übereifriger Journalist und ein verliebter Polizist verkomplizieren die Ermittlungen.

Das Faszinierende an der Krimireihe um Armin Trost ist, dass die Krimis sich von vielen anderen dadurch abheben, dass sie grotesk wirken. Die düstere Stimmung haben sie alle gemein, nicht nur düster, teils unterschwellig bedrohlich mit bissigem, schwarzem Humor gespickt. Jede Menge skurrile Personen, die in einer Situation unschuldig wirken, einen Augenblick später bedrohlich. Und gerade das fasziniert mich. Es ist wie eine Gratwanderung, immer am Kippen zum schieren Wahnsinn. Das irre Lachen lauert hinter der nächsten Ecke. Und Trost ist mitten drin. Verschlossen, wenig gesprächig, ein Grantler der seine Gedanken gern für sich behält. Die Mordfälle sind für die Presse ein gefundenes Fressen, Trost bekommt Druck von oben. Er wäre nicht Trost wenn er sich davon beeindrucken ließe. Armin macht in seinem eigenen Tempo weiter.

Ich habe es genossen in diese schauerlich düstere Atmosphäre in Graz einzutauchen und mich von dem Fall mitreißen zu lassen, die verschiedenen merkwürdigen Charaktere kennenzulernen und mir meine eigenen Gedanken zu machen. Robert Preis zeichnet seine Figuren gekonnt, allerdings kommt Armin Trost in diesem Teil nicht sonderlich gut weg. Er wirkt verwirrt und zerrissen, man merkt dass Schulmeisters Verschwinden an seinen Nerven zerrt. Trost zeigt Ängste und verhält sich stellenweise so, dass es schwer nachvollziehbar ist, er scheint ausgebrannt zu sein. Andererseits arbeitet er verbissen an der Lösung des Falls, und am Ende schweben er  und seine Kollegin Annette in großer Gefahr.

Mich hat der Krimi von der ersten Seite an gefesselt, die Spannung steigt kontinuierlich um am Ende in einem grotesken Showdown zu enden. Ich denke es empfiehlt sich auf jeden Fall die Reihe von Anfang an zu lesen um sich mit dem Charakter Trost vertraut zu machen.

Fazit: "Der Engel von Graz" ist skurrile Krimikost vom Feinsten, viel Lokalkolorit und für Fans von Krimis abseits des Mainstreams auf jeden Fall  zu empfehlen. 4,5 Sterne, aufgerundet auf 5.