Rezension

Trostlos und doch hervorragend

Jeder Tag ist Muttertag - Hilary Mantel

Jeder Tag ist Muttertag
von Hilary Mantel

Bewertet mit 4 Sternen

„Warum ist es so verflucht dunkel?...Warum ist dieses Leben so ekelhaft unbequem?“

In ihrem Erstling begleitet uns Hilary Mantel in eine englische Stadt Mitte der 70er Jahre.

Dort leben die verschrobene Evelyn Axon und ihre Tochter Muriel. Muriel scheint geistig beeinträchtigt – eventuell Asperger -, die Mutter wäre wohl am liebsten nie Mutter geworden. Das Verhältnis zwischen Mutter und Tochter ist geprägt von Lieb- und Respektlosigkeit. Seltsame Dinge gehen in ihrem alten schäbigen dunklen Haus vor, aus Evelyns Sicht von Geistern hervorgerufen.  Die meisten Vorfälle sind wohl eher auf menschliche Bösartigkeit zurückzuführen. So fristen die beiden Frauen ihr Dasein, zumeist in den erdrückenden Wänden ihres Zuhauses, wo man sich manchmal fragt, wer von den beiden, Mutter oder Tochter, eigentlich die mit der psychischen Störung ist.

Die junge Sozialarbeiterin Isabel Field, bemüht aber resigniert, ist mit dem Fall Axon betraut. Isabel beginnt eine Affäre mit Colin Sydney, ohne zu wissen, dass dieser als Kind neben den Axons aufgewachsen ist.

Colin selbst ist gefangen in einer Ehe, die nur mehr aus Gewohnheit  besteht, unglücklich, unzufrieden mit seinem Dasein will er mit Isabel ein Neuanfang wagen, aber die Umstände, im wahrsten Sinne, lassen ihn doch in seinem alten Leben verbleiben.

Bis Muriel plötzlich schwanger ist, nach der Geburt des Kindes eskaliert die Situation.

Jeder Tag ist Muttertag ist ein ungemein trostloses Buch, voller Gemeinheiten und Niedertracht. Fassungslos hinterlässt einen eine Szene, man fragt sich, wie solche Dinge geschehen können.

Für keine der Figuren konnte ich Sympathie entwickeln, obwohl alle miteinander vom Leben gezeichnet sind. Tragische Existenzen, niemand glücklich. Eigentlich zieht diese Buch einen nur runter.  Und doch zieht es einen in seinen Bann. Kann n so viel Feindseligkeit, Gehässigkeit in einer Familie existieren. Ein wunderbares Beispiel dafür  wie das Leben nicht sein sollte. Wo steht denn geschrieben, dass Literatur einen immer nur glücklich machen soll. Ich war bei diesem Buch wütend, traurig, schockiert, angewidert, es erzeugt Emotionen. Genauso soll ein gutes Buch sein.