Rezension

Truth or Consequences

Zeig mir das Meer -

Zeig mir das Meer
von Alex Sanchez

Bewertet mit 4.5 Sternen

Jake Hyde war immer ein offenes Buch, vor Allem für seine beste Freundin Maria. Doch Maria möchte nach der Schule in der Nähe ihrer Familie bleiben, während es Jake ans Meer zieht. Als Jake merkt, dass er sich für seinen selbstbewussten Mitschüler Kenny interessiert, wird die Kluft zwischen ihm und Maria größer und ihre Freundschaft droht zu zerbrechen. Und dann sind da noch die seltsamen Male auf seiner Haut, die bei Berührung mit Wasser zu leuchten beginnen… 

„Zeig mir das Meer“ ist eine Graphic Novel, geschrieben von Alex Sanchez und gezeichnet von Julie Maroh. 

Mir gefallen der Zeichenstil und die gedämpften Farben. Alle Menschen sind sehr natürlich und realistisch gezeichnet, nicht überspitzt oder karikiert. Auch die Diversität der Charaktere war schön und ich war überrascht, dass sogar noch mehr hinter ihrer der Gestaltung steckt. Besonders Zekes Aussehen wurde von den Autoren bewusst eingesetzt, wie man an den Skizzen und Notizen der Autoren am Ende sieht. 

Die Graphic Novel spielt im DC Universum, also treffen wir altbekannte Gesichter, wie zum Beispiel Superman. Eine überraschende Enthüllung konnte ich auch deswegen besser einordnen, weil ich vor Kurzem den Film Aquaman gesehen habe, aber man versteht die Handlung auch ohne Hintergrundwissen. 

Jake ist wirklich ein toller Protagonist. Ich konnte jede seiner Handlungen absolut nachvollziehen. Selbst als er mal Mist baut geht es ihm nur darum, die Gefühle anderer nicht zu verletzen und nicht um Rechtfertigung für sich selbst. Er will für alle seine Freunde nur das Beste und ist allgemein sehr selbstreflektiert. 

Die Figuren gehen alle unterschiedlich mit Jakes Outing um, aber beinahe alle sind verständnisvoll und unterstützen ihn. Das fand ich sehr schön, denn ich habe richtig mit Jake mitgefiebert. Ich kann mir vorstellen, dass diese Graphic Novel vielen Menschen Mut gibt, die in einer ähnlichen Situation stecken. 

Kenny ist genau der Richtige für Jake, er spornt ihn zu mehr Selbstbewusstsein an und ist sein perfektes Gegenstück. Ich finde, dass Kenny in einer bestimmten Situation nicht so toll reagiert hat, aber das wurde in der Graphic Novel auch thematisiert und reflektiert. 

Die Beweggründe der Nebencharaktere werden gut durchleuchtet, wie zum Beispiel die von Kenny und Maria, aber auch Jakes Mutter. Die größte Entwicklung, Jake ausgenommen, macht Kennys Vater im Laufe der Geschichte durch. Am Anfang wirkte er sehr ablehnend, doch später mochte ich ihn dann doch ganz gerne.  

Ein bisschen merkwürdig war, dass sich ein bestimmter, für Spannung sorgender Plot, vom einen auf den anderen Moment in Luft aufgelöst hat. Aber es gab genug andere Handlungsstränge, die das wieder ausgeglichen haben und der Fokus der Geschichte liegt sowieso eher auf zwischenmenschlichen Beziehungen als auf Action und Spannung. 

Ich habe zuvor eher Comics gelesen als Graphic Novels, aber ich finde dieses Medium sogar noch besser. 

„Zeig mir das Meer“ ist eine tolle Graphic Novel und wirklich zu empfehlen!