Rezension

Übersinnliche Phänomene

Zeit der Gespenster - Jodi Picoult

Zeit der Gespenster
von Jodi Picoult

Bewertet mit 4 Sternen

In "Zeit der Gespenster" geht es nicht nur um Spuk im Allgemeinen und Geister im Besonderen. Das Buch ist sehr viel vielschichtiger, als man zunächst annimmt und verbindet paranormale Phänomene mit Zeitgeschichte und Gegenwart. Man wird mit einem amerikanischen Eugenik-Projekt, das in den 1930ern in Vermont gestartet wurde, um die Weitergabe von Genen zu unterbinden, die unter anderem mit Kriminalität und Schwachsinn in Verbindung gebracht wurden. Dass man so ein Projekt missverstehen und aufs Übelste für seine Zwecke missbrauchen kann, hat Hitler dann zur Nazizeit mehr als überzeugend bewiesen. Aber auch in Vermont lief das Ganze bereits aus dem Ruder, nicht zuletzt weil man den Ursprung der schlechten Gene vor allem dem indianischen Stamm der Abenaki zuschrieb.

Ich habe mich am Anfang schwer getan, die vielen Handlungsstränge zu entwirren, und musste mir Notizen machen. Diese möchte ich nicht vorenthalten:

Die beteiligten Personen sind:

CURTIS WARBURTON

Er ist TV-Star und hat eine eigene Sendung, die sich mit paranormalen Phänomen beschäftigt. Er hat selbst eine Geistererfahrung gemacht und eine berühmte weiße Haarsträhne davongetragen. Ross Wakeman ist sein Feldforscher.

ROSS WAKEMAN
Ein junger Mann, der als Geisterjäger tätig ist und bald feststellt, dass sein Auftraggeber Curtis Warburton mehr an Geld und Erfolg als an der Wahrheitsfindung interessiert ist. Ross trennt sich und trifft im Alleingang auf den Geist einer jungen Frau namens Cecilia (kurz Lia), die in den 1930ern ziemlich grausam am Strick gestorben ist, und am selben Tag ihr neugeborenes Kind verloren hat. Ross verliebt sich auf der Stelle in ihren Geist, auch wenn dieser ihm immer wieder entweicht. Ross ist dem Tod schon mehrfach von der Schippe gesprungen, ohne es recht zu wollen. Seit dem Tod seiner geliebten Frau Aimee, die er bei einem tragischen Unfall verlor, will er nämlich nur noch eins: zu ihr bzw. mit ihr Kontakt aufnehmen, und sei dies nur durch seinen eigenen Tod möglich.

SPENCER PIKE
Er ist der Ehemann der verstorbenen Cecilia und lebt in einem Pflegeheim in der Nähe von Comtosook am Otter Creek Pass. Er hat von seiner Frau ein indianisches Grundstück geerbt, das nun bebaut werden soll. Die ortsansässigen Abenaki-Indianer sind strikt dagegen mit der Begründung, dass dort ein Friedhof sei, dessen Ruhe man nicht stören dürfe, wenn man nicht die Geister heraufbeschwören wolle.

ELI ROCHERT
Er ist Polizist und hat einen Hund namens Watson. Er wird im Traum von Geistern verfolgt und bei Tag von ihnen geärgert. Er sieht eine Frau in seinen Träumen: Shelby Wakeman

SHELBY WAKEMAN
Sie ist die Schwester von Ross und alleinerziehende Mutter des neunjährigen Ethan, der an einer seltenen Hautkrankheit (XP) erkrankt ist. Shelby arbeitet vormittags in der Bücherei.

AZ THOMPSON
Er ist Abenaki-Indianer und über hundert Jahre alt. Da er seinen Namen wechselt, wie andere ihre Hemden, ist seine Identität zeitweise etwas verwirrend. Er ist der biologische Vater von Cecilia Pike. Az arbeitet als Wachmann im Angel-Steinbruch, einem Granit-Steinbruch, in dem es spukt, nachdem dort ein Aufseher ermordet wurde. Az kennt sich mit Geistern aus.

ROD VAN VLEET
Er arbeitet für die Firma Newton Radhook, die auf dem Pike-Grundstück bauen will.

MEREDITH OLIVER
Sie ist alleinerziehende Mutter der achtjährigen Lucy und arbeitet im Labor des Genera Instituts in Washington D.C., welches in-vitro-Befruchtungen bei genetischen Problemen durchführt. Lucy sieht Gespenster und die daraus resultierenden Panikattacken lösen Asthmaanfälle aus.

WINKS CHAMPIGNY
Er gehört zur Abenaki-Gruppe und demonstriert gegen den Bau auf dem Pike-Grundstück.

Ich muss zugeben, dass ich anfangs sehr skeptisch war, weil das Thema "Gespenster" mich nicht so wahnsinnig interessiert, dass ich unbedingt Romane darüber lesen muss. Aber die Autorin Jodie Picoult, die ich durch "Das Herz ihrer Tochter" kennengelernt habe, hat mir so gut gefallen, dass ich ihrem neuen Geisterbuch auf jeden Fall eine Chance geben wollte - und ich wurde nicht enttäuscht!

Die Phänomene, die beschrieben werden, sind unheimlich und man weiß nicht recht, was man glauben soll und was nicht. Aber das Buch bietet deutlich mehr als nur ein bisschen Spuk. Besonders die Eugenik-Geschichte und der Abenaki-Stamm haben ziemlich schnell mein Interesse geweckt. Die authentischen zeitkritischen Themen sind gut und unterhaltsam verpackt in eine spannende (Liebes- und Familien-)Geschichte, der es meines Erachtens an nichts fehlt!