Rezension

umfangreiches Aufklärungsbuch über ein Tabuthema

Mutter ohne Kind -

Mutter ohne Kind
von Eva Lindner

Mir gefallen die umfangreiche Sichtweise und die thematische Einteilung des Buches, das sich aus theoretischen Aspekten unterstützt durch wissenschaftliche Studien und praxisnahen Erzählungen von realen Erlebnissen zusammensetzt. Erstaunlich finde ich, dass über das Thema Fehlgeburten wenig Literatur zu finden ist, die nicht wertend ist oder eine bestimmte Richtung vorgibt, obwohl ein Drittel aller Schwangerschaften mit einer Fehlgeburt enden. Am berührendsten finde ich die persönlichen Leidensgeschichten der Familien, die über ihre Erfahrungen berichten. Dies zeigt auch, dass jede Schwangerschaft und auch jede Fehlgeburt unterschiedlich wahrgenommen wird, andere Bedürfnisse bestehen, auf die eingegangen werden sollte und dass es keine einheitlichen Lösungen gibt, die für alle passend sind. So individuell wie diese Geschichten, sind auch die unterschiedlichen Zugänge der Aufarbeitung und der Trauerarbeit. Erschreckend finde ich, dass eine Mutter, die gerade ihr Kind verloren hat, theoretisch am nächsten Tag in der Arbeit erscheinen muss, außer sie lässt sich krankschreiben und dafür muss sie sich auch häufig noch in eine Bittstellung begeben. Zudem finde ich die unterschiedlichen Zugänge in den einzelnen Ländern äußerst bedenklich, von Schuldzuschreibung, Verboten bis hin zu Gefängnisstrafen, hier ist noch sehr viel Handlungsbedarf. Gut finde ich, dass im Buch auch Platz für die trauernden Partner*innen ist, denn sie werden noch häufiger ignoriert und ausgeklammert.

Obwohl das Buch einen sehr guten Ausgangspunkt bietet, ist noch viel Aufklärungsarbeit notwendig und ein langer Weg vor uns, bis das Tabuthema hoffentlich einmal enttabuisiert und als „normal“ gehandelt wird.