Rezension

Unbedingte Leseempfehlung

Freyas Land - Claudius Crönert

Freyas Land
von Claudius Crönert

Bewertet mit 5 Sternen

„...Wehrlose zu töten, ist nicht friesische Art..."

 

Wir schreiben das Jahr 715. Im Frankenreich ist der Hausmeister Pippin gestorben. Um seine Nachfolge gibt es Kämpfe. Diese Schwäche möchte der friesische Herzog Radbod ausnutzen, um Dorestad, eine wichtige Hafenstadt, von den Franken zurückzuholen. Dazu hat er alle friesischen Fürsten um sich versammelt. Als Fürst Reemer Eila, die 15jährige Tochter des Herzogs, sieht, fordert er ihre Hand. Dazu aber ist Radbod nicht bereit.

Der Autor hat einen spannenden historischen Roman geschrieben. Das Buch hat mich schnell in seinen Bann gezogen. Das Geschehen lief wie ein Film vor meinen Augen ab. Dazu beigetragen haben die abwechslungsreiche und vielschichtige Handlung und der ausgereifte Schriftstil.

Das Buch wird in zwei verschiedenen Ebenen erzählt. Zum einen geht es um den aktuellen Feldzug im Jahre 715, zum anderen blendet der Autor häufig zurück in das Leben von Herzog Radbod. Dadurch erfahre ich nach und nach, wie er zu dem Mann wurde, der jetzt die vielleicht wichtigste Entscheidung für die Zukunft Frieslands fällen muss.

Das Buch zeugt von ausgezeichneter Recherche. Ich darf nicht nur das Leben am Hofe des Herzogs kennenlernen, sondern auch die harten Lebensbedingungen der Fischer in Friesland und die besonderen Verhältnisse auf der heiligen Insel.

Die Protagonisten werden gut charakterisiert. Radbod wurde durch eine harte Lebensschule geformt. Trotzdem bemüht er sich um Gerechtigkeit und lehnt Grausamkeiten ab. Er kann logisch denken und ist bereit, sich Neuerungen zu öffnen. Das betrifft insbesondere den Schutz seines Landes vor den Gefahren der Nordsee. Er setzt sich auch mit dem christlichen Glauben auseinander.

Er weiß aber, dass er mit der Taufe die Freiheit seines Landes aufgeben würde. Dazu ist er nicht bereit.

Ausführlich werden die Unterschiede zwischen den friesischen Stämmen dargestellt. Jeder Fürst ist Herr auf seinem Gebiet. Ein gemeinsames Vorgehen kann nur durch ein Gespräch, niemals durch Befehl erreicht werden. Dadurch spielen auch persönliche Zuneigung und Abneigung eine Rolle im politischen Tagesgeschäft.

Der Autor versteht es, die inneren Kämpfe seiner Protagonisten erlebbar zu machen. Sie sind Menschen mit Stärken und Schwächen. Emotionen werden sehr feinfühlig dargestellt. Trauer und Verlust, aber auch Zuneigung und Freude prägen das Geschehen.

Die Schlachten werden zwar taktisch ausführlich beschrieben, auf unnötige Aufzählung von Grausamkeiten wird verzichtet. Das hebt das Buch wohltuend von manch anderen ab.

Ein Nachwort und ein Glossar ergänzen die Handlung.

Das schlichte Cover mit dem Schild passt zur Geschichte.

Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Auf fesselnde Art wird ein Stück Geschichte erzählt, wobei die historischen Geschehnisse gekonnt mit privaten Schicksalen verbunden wurden.