Rezension

Unbefriedigender Abschluss einer Dilogie

Ihr seid nicht allein - Robison Wells

Ihr seid nicht allein
von Robison Wells

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt
Der zweite Teil knüpft nahtlos an den ersten Teil an. Nach der nervenaufreibenden Flucht von der Maxfield Academy, gelangen Benson und die schwerverletzte Becky in das Dorf, welches sie bereits hinter den Mauern der Schule haben erahnen können. Nach dem Schock, Jane lebendig wiederzusehen, erfährt Benson, was es mit der Siedlung auf sich hat. Von den anwesenden Jugendlichen wurden Roboterduplikate gebaut, die ihr Leben auf dem Gelände der Maxfield Academy verbringen. Chips in den Köpfen der Menschen verbinden diese mit ihren Doubles und durch unkontrollierbare „Feedbacks“ erleben sie die Maxfield Academy aus der Sicht der Roboter. Keiner, der im Bündnis mit den Leitern des Internats steht, darf erfahren, dass Benson und Becky sich in der Siedlung verstecken. Doch auch im Fort Maxfield ist nicht jeder das, was er zu sein scheint und die beiden können sich nicht sicher sein, wer Freund und wer Feind ist...

Titel und Cover
Der Titel stellt eine Beziehung zum ersten Teil her, welches mir sehr gefällt. Wurde am Anfang noch darauf hingewiesen, dass es keinen gibt, dem man sein Vertrauen schenken kann, lässt der Titel „Ihr seid nicht allein“ ein kleinen Hoffnungsfunken entstehen.
Auf dem Cover ist wieder das Subjekt in Stacheldraht eingewoben, welches auch bei diesem Teil perfekt passt. Denn auch wenn Benson und Becky vom Gelände der Maxfield Academy geflohen sind, sind sie noch lange nicht frei.

Stil
Das Buch ist wie sein Vorgänger aus der Perspektive von Benson geschrieben. Der Sprachgebrauch ermöglicht ein flüssiges Lesen. Robison Wells schafft ein spannenden Handlungsverlauf. Habe ich beim vorherigen Teil gegen Mitte noch eine Abnahme der Spannung bemängelt, bin ich dieses Mal vollkommen zufrieden mit dem Tempo. Dabei steigt auch die Brutalität im Vergleich zum vorherigen Buch. Die Gewalthandlungen nehmen zu und werden fühlbar beschrieben.
Ich hätte mir aber generell mehr Tiefgang in der Ausführung von Bensons Gedanken gewünscht. Von manchen Dingen ist plötzlich wie selbstverständlich die Rede, doch der Leser wird davon vollkommen überrascht. Mit diesen Sprüngen hatte ich aber nicht nur auf der persönlichen Ebene von Benson zu kämpfen, sondern auch der gesamte Handlungsverlauf präsentierte sich nicht immer schlüssig. Zum Teil wurden Handlungen scheinbar komplett vom Protagonisten vergessen, um dann viel später wieder eine Rolle zu spielen. Zwischenzeitlich wurde kein Gedanke daran verschwendet, wie es diesbezüglich weitergehen könnte. Des Weiteren hat der Autor vergessen, dem Leser entscheidende Informationen zu geben, wodurch ich regelrecht nach einer von Bensons Aktionen auf der nächsten Seite gestutzt habe und dachte „Hä?“

Charaktere
An Benson hat sich nicht geändert, dass immer wieder seine Kämpfernatur zum Vorschein kommt. Er gibt nie auf und tüftelt immer wieder neue Pläne zur Flucht aus. Seine unüberlegten Handlungen, die bereits im ersten Teil auffallend waren, schlugen mir jedoch in diesem Teil zunehmend auf mein Gemüt. Einen Ausgleich zu seiner naiven Art bringt aber Becky. Ihre Handlungen erscheinen sinnig und und ihre starke Persönlichkeit zeigt sich zunehmend. Ihr Fortschritt hat mir wirklich sehr gefallen.
Im Vergleich zu „Du kannst keinem trauen“ bleiben die meisten anderen Charaktere für mich aber leider ziemlich farblos. Meiner Meinung nach sind sie einfach nur dagewesen, ohne dass ich emotional von ihrem Schicksal ergriffen gewesen wäre. Ich denke, dies liegt zum Teil an der fehlenden zwischenmenschlichen Beziehung zwischen Benson und dem Großteil der anderen auftretenden Dorfbewohnern, sodass auch der Leser von ihnen unberührt bleibt.

Fazit
„Ihr seid nicht allein“ ist deutlich schwächer als sein Vorgänger. Trotz des hohen Tempos verringerten nicht nachvollziehbare Handlungsfolgen den Lesespaß. Das schwache Ende lässt mich unbefriedigt zurück und ich denke nostalgisch an den wirklich guten ersten Teil der Dilogie zurück. Insgesamt vergebe ich 2 Sterne an das Buch, die es sich durch die Idee und durch die sich trotzdem aufbauende Spannung verdient.