Rezension

Und die Adaption gelingt

Gameshow – Das Versprechen von Glück -

Gameshow – Das Versprechen von Glück
von Franzi Kopka

Inhalt:

Cass hat sich dem Widerstand, namentlich den „NoClans“ angeschlossen. In dieser Gruppierung sollen besondere Mitglieder bestmöglich trainiert werden, so dass sie es letztlich nicht nur in die Gameshow schaffen, sondern aus dieser auch lebend heraus. Der Plan von Flannery, dem Anführer der Rebellenbewegung, sieht vor, dass sich alle verbliebenen „NoClans“ zur finalen Feier unter die Zuschauer mischen. In der Liveübertragung soll dann dafür gesorgt werden, dass alle Bewohner des Landes erfahren, was wirklich hinter den Kulissen der Gameshow vor sich geht.

Während die Pläne voranschreiten, hat Cass immer noch mit allerlei inneren Konflikten zu kämpfen. Sie macht sich Vorwürfe, dass sie Jax verschwiegen hat, dass sie ihr Gedächtnis nie verloren hatte, während Jax selbst all die Erinnerungen an seine Familie ausgelöscht wurden.

Immer wieder überkommen Cass Flashbacks aus dem Leben ihrer Mutter. Zugleich schreitet die Zeit unaufhaltsam voran. Liebgewonnene Freunde müssen an den perfiden Spielen teilnehmen. Jede Show steht für einen Wettlauf gegen den Tod.

Cass bleibt kaum etwas anderes übrig, als Flannery weiter zu vertrauen, wenn sie all dem ein Ende bereiten möchte.

Zugleich benötigt Flannery auch dringend Cass in seinem Team. Die Erinnerungen, die ihre Mutter ihr eingepflanzt hatte, beinhalten brisante Details über die Machenschaften der Gamemaster. Fakten, mit denen man die Obersten erpressen und ggf. zur Kooperation zwingen könnte. Material, das Flannery dringend benötigt.

 

Meinung:

Franzi Kopka hat bereits mit dem Auftakt von „Gameshow“ gezeigt, dass sie eine Autorin ist, die ihr Handwerk beherrscht. Die Kritik, dass ihr Buch an den Bestseller „Die Tribute von Panem“ erinnert, ist nicht von der Hand zu weisen. Es gibt einige Parallelen. So zum Bespiel eine Gesellschaft, die in mehrere Kasten aufgesplittet wurde. Die Ärmsten müssen, ob sie wollen oder nicht, an perfiden und tödlichen Spielen teilnehmen. Die Reichen können Wetten auf Gewinner und Überlebende abschließen und die Geschehnisse in Liveshows am Fernseher verfolgen. Eine Rebellenbewegung versucht, dieses System zu stürzen.

Franzi Kopka schreibt jedoch ihre ganz eigene Version einer sensationslüsternden, empathiearmen und gelangweilten Gesellschaft, die sich an dem Leid anderer erfreut und Schwierigkeiten hat, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Von einer machthungrigen und korrupten Regierung und einem System, das bei genauerer Betrachtung gar nicht mal so abwegig erscheint und daher umso verstörender wirkt.

Als Leser erleben wir auch im zweiten und finalen Band der Reihe, die Geschehnisse aus der Perspektive von Cass, die von einem Tag auf den anderen von den Purpurnen in die „Rote Zone“ degradiert wurde. Während der Spiele lernt sie einen der besten Gamer, Jax, kennen. Dieser riskiert viel um ihr zu helfen. Jax und Cass kommen sich näher und es entspinnt sich eine Romanze. Diese droht durch Lügen und Geheimnisse zu zerbrechen. Vielleser von Jugendbüchern wissen, dass viele AutorInnen oft großes Aufheben um die Liebesgeschichte ihrer ProtagonistInnen machen. Franzi Kopka zeigt anhand von Cass und Jax, dass es auch anders geht.

Wie auch der Auftakt, gestaltet sich der finale Band von Gameshow wieder durchweg spannend. Jeden Tag muss Cass um ihre Freunde bangen. Nicht zuletzt, weil diese von einem Tag auf den anderen zu einer Gameshow einberufen werden können.

Vielleicht hätte es der Geschichte gerade innerhalb der Wettkampfszenen gut getan, hätte sich die Autorin für einen Perspektivwechsel entschieden. So verfolgt man gemeinsam mit Cass am Fernseher, wie Jax, Enzo und weitere Freunde sich durch Spiele, wie Trickster Island, einem Survivalgame, das mitten im Pazifik in einer natürlichen Arena angesiedelt ist, kämpfen. Bei Trickster Island gilt es sich mit nichts weiter an Ausrüstung, als der Kleidung, die man auf dem eigenen Leib trägt, giftigen Spinnen zu erwehren. Nur die Besten der Besten werden gewinnen. Und auch wenn Jax sich hier qualifiziert, so ist es doch nur ein kleiner Fehltritt, ein unachtsamer Moment, der ihn vor einem qualvollen Tod trennt.

Dadurch, dass man als Leser eben „nur“ mit Cass vor dem Fernseher sitzt, erlebt man die Gefahren innerhalb des Spieles nicht hautnah mit. Dennoch gelingt es der Autorin hier Spannung aufzubauen. Denn durch das Wegschwenken der Kamera, dadurch, dass man gezwungen wird wegzuschauen, schürt sie, was heute fear of missing out genannt wird. Die Angst etwas zu verpassen.

Gekonnt werden weitere Handlungsstränge im Laufe des Buchs miteinander verwoben. So wird Cass nach und nach immer wieder durch kleine Momente im Alltag getriggert. Hierdurch werden neue Erinnerungen ihrer Mutter beschworen. Fehlende Puzzelteile, die zu einer alles zerstörenden Wahrheit führen werden.

Währenddessen stehen die Pläne des Widerstandes vor einer voraussehbaren, unausweichlichen Eskalation.

 

Fazit:

Gameshow – Das Versprechen von Glück von Franzi Kopka klingt vielleicht nach Fanfiction, ist aber etwas, dass man sich als Fan der „Tribute von Panem“ tatsächlich wünscht.

Auch im letzten Band kreiert die Autorin eine mitreißende Handlung, die erneut viele überraschende Wendungen bereithält.

Die Lektüre setzt allerdings starke Nerven voraus. Nicht alle Figuren werden überleben. Eigentlich soll man das Ende des Buches ja nicht ausplaudern, aber soviel sei verraten: Es gibt kein klassisches Happy End.

Eine klare Leseempfehlung für all diejenigen, die sowohl den besonderen Thrill, als auch das Denken schätzen.