Rezension

Unerträglich, bedrückend - und real...

Gottes leere Hand - Marianne Efinger

Gottes leere Hand
von Marianne Efinger

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der Wissenschaftsjournalist Manuel Jäger wurde mit Glasknochen geboren und landet zum x-ten Mal in seinem Leben dort, wo er nicht sein will: im Krankenhaus. Dort lernt er die Krankenschwester Dagmar kennen, die ihn eigentümlich fasziniert, weil sie ihn an seine bei einem Unfall getötete große Liebe Lenora erinnert. Doch sein Aufenthalt im Marienhospital steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Als er sich eine Erkältung zuzieht, die für ihn lebensgefährlich ist, da er wegen seiner Glasknochen den Schleim nicht abhusten kann, beginnt für Manuel ein Kampf auf Leben und Tod.

Der Wissenschaftsjournalist Manuel Jäger war aufgrund seiner Glasknochen bereits zigmal im Krankenhaus, oft genug aufgenommen als Notfall. Als es nun zu einem akuten Anfall von Atemnot kommt, besteht sein bester Freund darauf, dass Manuel sich sicherheitshalber gründlich im Krankenhaus untersuchen lässt.
Manuel lässt sich nur mit großem Widerwillen dazu überreden, und tatsächlich läuft alles von Anfang an schief. Unfreundliche Zimmernachbarn, gleichgültige Ärzte, ein weiterer Bruch, eine Erkältung, die erst spät erkannt und entsprechend behandelt wird...

Rund um die Geschichte um Manuel Jäger schreibt die Autorin von den unhaltbaren Zuständen im Krankenhaus. Sie selbst hat eine Ausbildung zur Krankenschwester absolviert und verarbeitet ihre Erfahrungen hier im Buch.
Dabei beschreibt sie teilweise recht nüchtern, wozu es durch immer mehr Einsparungen im Gesundheitswesen kommen kann und fast schon zwangsläufig kommen muss. Auch die Hintergründe der Personal- und Budgetentscheidungen vergisst Marianne Efinger nicht zu erwähnen.

Insgesamt war diese Anhäufung der Beschreibungen der unhaltbaren Zustände für mich als Leser phasenweise fast unerträglich. Krankheit als Geschäft, Arbeit, die mit dem vorhandenen Personal nicht zu schaffen ist, der Patient als "notwendiges Übel", Ärzte und Pflegekräfte, die schnell ihren Idealismus verlieren und vor den engen Rahmenbedingungen kapitulieren, das Krankenhaus als Maschinerie, in der Menschlichkeit auf unerbittliche Weise verloren geht...
Dabei spricht die Autorin viele Probleme an, beleuchtet die Ursachen und Wirkungen - bedient sich aber auch vieler Klischees und hebt viele Male den moralischen Zeigefinger. Was mir persönlich nicht so zugesagt hat, ist der arg herausgestellte christliche Hintergrund und immer wieder die Bezugnahme auf Gott, dessen Willen und seine Schöpfung.

Insgesamt eine deutliche Mahnung, dass wir uns im Gesundheitswesen in eine gefährliche Sackgasse verirrt haben - aber dass auch fraglich scheint, ob dieses Rad noch einmal zurückgedreht werden kann.
Bedrückende Aussichten, denen wir vielleicht nur Menschlichkeit entgegensetzen können...