Rezension

Ungewöhnlich, aber unterhaltsam

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte - Anna Basener

Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte
von Anna Basener

Bewertet mit 4 Sternen

Berlin, Kreuzberg: Die 26-jährige Bianca, Ex-Studentin, verhinderte Schauspielerin und nun recht erfolglose Designerin von Seiden-Unterhöschen und Kellnerin trauert mit ihrer Großmutter aus dem Ruhrpott, der "Omma" um eine gemeinsame Freundin, die 70-jährige Prostituierte Mitzi. Mit der Mitzi verbindet die Omma ein ganzes Leben im Bordell, in der letztere als Putzfrau angestellt war, bis beide zusammen eine Pension in Essen-Rellinghausen eröffneten.

Bald zieht die nun einsame Omma zu Bianca nach Berlin. Der Rest der Sippe folgt und während sich alle häuslich einrichten, ignorieren sie gekonnt Biancas Beschwerden und besonders die Frage, woran die Mitzi eigentlich so plötzlich gestorben ist. Darum scheint sich ein düsteres Geheimnis zu drehen, dem Bianca auf die Spur kommen will...

Der Roman ist handlungstechnisch erstaunlich wandlungsfähig, was sehr unterhaltsam ist. Die Geschichte reicht von witzig-skuril über traurig und daramtisch zu brutal und kriminell. 

Die Geschichte ist eine krasse Mischung aus normalem Alltag, Prostitution, Gewalt, Unterschichten-Milieu und Familienchaos, die auf jeden Fall sehr unterhaltsam zu lesen ist. 

Etwas gewöhnungsbedürftig fand ich dabei den Ruhrpott-Dialekt der Verwandten Biancas, vor allem besagter Omma, der mit seiner ganz eigenen Grammatik und Aussprache daherkommt und schon mal etwas nerven kann, wie die Omma Bianca auch. Daher passt es dann schon wieder, da sich die Geschichte ja im kleinbürgerlichen, leicht assigen Milieu bewegt, in der Hochsprache fehl am Platze wäre.

Mein Fazit: Ungewöhnlicher Roman, aber sehr unterhaltsam. So eine Geschichte habe ich bislang noch nie gelesen und auch der Erzählstil ist wirklich neu. Für Leser/Innen, die sich gerne mal auf etwas ganz Neues einlassen wollen, genau das Richtige. Mir hat er gut gefallen!