Rezension

Ungewöhnliche Perspektive

Between the Lines: Wilde Gefühle - Tammara Webber

Between the Lines - Wilde Gefühle
von Tammara Webber

Bewertet mit 4 Sternen

"Between the Lines - Wild Gefühle" handelt von der 17-jährigen Emma, die nach zahlreichen unbedeutenden Schauspieljobs für eine große Produktion gebucht wird und dann auch noch gleich die Hauptrolle. Ihr männliches Pendant ist dann auch gleich der gehypte Jungschauspieler Reid Alexander, dessen Aussehen und Charme auch Emma sich nicht entziehen kann. Monatelang drehen sie nun in Austin gemeinsam und Reid setzt sich das Ziel Emma zu erobern. Sie ist geschmeichelt, doch da ist auch der wesentlich ruhigere und vernünftigere Graham, der ihr schnell eine wichtige Stütze wird.

Ich habe nun wahrlich einige Bücher aus dem New Adult Genre gelesen. Da lechzt man regelrecht nach erzählerischen Aspekten, die einen dann doch wieder überraschen und eben nicht in Schema F passen. Aber, dass das gar nicht so leicht ist, habe ich wohl doch über die Zeit hinweg gemerkt. Umso überraschter war ich dann doch, dass mich Tammara Webber hier überraschen kann. Aber Überraschungen sind eben nicht immer nur angenehm.

Der erste Band wird aus zwei Perspektiven erzählt. Das gehört ja normalerweise noch zum Üblichen, aber schnell musste ich feststellen, dass Reid nun wahrlich nicht der "Held" dieser Liebesgeschichte ist. Die Idee fand ich interessant, zum einen, weil Reid eben nicht 08/15 ist, zum anderen war die Geschichte von Emma und Graham so von Überraschungen gepickt, weil Grahams Innenansicht eben verheimlicht wurde. Spätestens aber in der Mitte des Geschehens fand ich Reids Perspektive dann nicht mehr so prickelnd. Er ist einfach der "Arsch" in der Geschichte, der erst zum Helden werden muss. Aber man weiß eben, er ist nicht der Richtige für Emma. Stattdessen wird man mit seinem aufgeblasenen, selbstverliebten und vollkommen realitätsfernen Denken konfrontiert. Irgendwann nur noch schwer erträglich.

Nur gut, dass ein Großteil der Geschichte immer noch Emma und Graham einnehmen. Emma ist vielleicht etwas naiv, sie ist aber auch erst 17, von daher fand ich sehr realistisch dargestellt. Gleichzeitig merkt man auch eine erwachsene Seite an ihr, die sie ihre Gedanken und Gefühle zu Reid hinterfragen lässt. Dazu ihr Familienproblematik, die sie belastest, die sie aber auch stärkt. Sie ist wirklich eine sehr angenehme weibliche Protagonistin und ich habe sie schnell sehr lieb gewonnen. Der eigentliche Goldschatz ist aber definitiv Graham. Er ist so, wie ich es mir für dieses Genre immer wünsche. Er ist nicht der bestaussehendste Mann weit und breit, er strahlt eher von innen, was ja auch viel entscheidender ist. Die Chemie der beiden zum Niederknien und dann eben so intensiv und gefühlvoll beschrieben, dass es mich an Colleen Hoover erinnert.

Fazit: Die Perspektive von Reid (der ja eigentlich den Antagonisten darstellt) ist überraschend gewählt von der Autorin, das hat seine Vor- und Nachteile. Gegen Ende überwiegen leider die Nachteile. Dafür ist die Chemie von Graham und Emma perfekt und jeder für sich ist eine tolle Figur, die man gerne begleitet. Insgesamt für mich eine sehr solide Leistung. Reids Perspektive ist vermutlich für die Zukunft gedacht und er muss erst noch zum Helden werden. Davon bin ich dann doch gerne Zeugin!